Klimaziele und Kollateralschäden von Putins Krieg

Wichtige Maßnahmen krisen-verschärfend verzögert

Putins Überfall auf die Ukraine zeitigt neben den Unsicherheiten auf den Finanzmärkten, höhere Verteidigungsausgaben in den NATO-Mitgliedsländern und die Aufwertung der Außenpolitik als wichtige Themem bei den Wahlen 2022 in den westlichen Demokratien, bisher weniger zur Kenntnis genommene zusätzliche längerfristige Auswirkungen, schrieb Terry F. Yosie am 07.03.2020 auf GreenBiz.

Wasserdampf, CO2, und Rauchausstoß in Berlin – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Terry F. Yosie war zwölf Jahre lang Vorstandvorsitzender des Global Environment Centre (GEC), einer 1998 gegründeten gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation, die sich mit wichtigen Umweltfragen von globaler Bedeutung wie Klimawandel, biologische Vielfalt und Wasserressourcen befasst. Das GEC hat seinen Sitz in Malaysia, unterstützt aber Aktivitäten auf der ganzen Welt. Sie hat Feldprogramme in mehr als 10 Ländern und koordiniert eine Reihe von regionalen und globalen Netzwerken.
Der Auftrag der Organisation besteht darin, „den Schutz der Umwelt und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen zu unterstützen, um durch strategische Partnerschaften mit Gemeinschaften und gleichgesinnten Organisationen lokale, regionale und globale Bedürfnisse zu erfüllen“.
Die Organisation organisiert ihre Aktivitäten auf der Grundlage von vier Kernprogrammen:

            • Programm für Wälder und biologische Vielfalt
            • Programm für Torfgebiete
            • Programm zur Flusspflege
            • Programm für Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften

Er nennt als Beispiel einen erheblichen Kollateralschaden am Pariser Klimaschutzziel von 2015, das die Erderwärmung auf „well below“ 2 Grad Celsius, begrenzen soll. Die COP26 im November in Glasgow bekräftigete dieses Ziel erneut.

Weil multilaterale Verhandlungen aber von Vertrauen und Transparenz abhiengen, seien sie besonders anfällig für Störungen durch Konflikte unter den Verhandlungsparteien – wie zwischen Putin und dem Rest der Welt. Yosie erklärt anhand von vier Faktoren, warum die Umsetzung des Klimawandels durch den Konflikt erheblich verzögert werde, und die Treibhausgasemissionen infolge dessen noch stärker ansteigen würden:

  1. Das weltweite Ringen um die Sicherung der Öl- und Gasversorgung, da die Länder weitere Unterbrechungen der russischen Exporte befürchten. In einer Zeit zunehmender Besorgnis über Methanemissionen hat die Brücke Erdgas in die Zukunft gerade eine verlängerte Garantie erhalten.
  2. Die bereits auf ein seit zwei Generationen nicht mehr erreichtes Niveau gestiegene Inflation wird weiter zunehmen.
  3. Das internationale System ist zunehmend zerrüttet, weil Putin isoliert und für sein ukrainisches Fehlverhalten bestraft werden soll, während autoritäre Führer ihn unterstützen. Die aber sind keine guten Partner für die Zusammenarbeit in Klima- und anderen Fragen.
  4. Die Führer westlicher Demokratien haben angesichts der Probleme in absehbarer Zukunft kaum Zeit für den Klimawandel zu konzentrieren. Ihre politischen Energien werden sich stattdessen auf die Stärkung von Militärbündnissen und die Stabilisierung ihrer Volkswirtschaften im Hinblick auf eine niedrigere Inflation konzentrieren. In Deutschland gibt es jetzt eine aktive Debatte über die Suche nach Ersatz für die bestehenden russischen Gasimporte und darüber, ob eine frühere Entscheidung zum Ausstieg aus der Kernenergie rückgängig gemacht werden soll. In den Vereinigten Staaten wird die Regierung Biden weiterhin auf den unerbittlichen Widerstand einer republikanischen Partei stoßen, die sich darauf konzentriert, bei den Wahlen im November das Repräsentantenhaus und den Senat zurückzuerobern.

Um Fortschritte zu erzielen, empfiehlt Yosie mehrere Schritte:

  • Stärkung von Koalitionen zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen durch Verbesserungen der Infrastruktur und Technologieinvestitionen.
  • Hochprioritäre Umsetzung von Vorschriften zur Treibhausgas-Reduzierung.
  • Beschleunigung von Partnerschaften zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen mit hoher Priorität. Insbesondere die Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor zur Dekarbonisierung der Wertschöpfungsketten stellt eine kosteneffiziente und äußerst nützliche Initiative zur Emissionskontrolle dar.

Putins Krieg führt dazu, dass wertvolle Zeit verloren geht, um die wachsende Klimakrise zu bewältigen.

->Quelle: greenbiz.com/article/climate-goals-and-collateral-damage-putins-war