Zukunfts-Materialien aus Abfallstoffen

Freiberger Forschende extrahieren u.a. Schwermetalle

Unterhalb des Freiberger Entwicklungsstandortes Spülhalde Davidschacht dient der „Rote Graben“ (RG) der Entwässerung verschiedener Gruben. Deren bis heute einem Vorfluter zugeführte Grubenwasser sind sehr stark mit Schwermetallen verunreinigt, darunter Cadmium, Aluminium, Arsen und Zink- entsprechend stark verschlammt ist der RG. Das vom BMBF geförderte Großforschungsprojekt „rECOmine ZauBer“ soll Flüsse und Gräben reinigen und dabei wichtige Rohstoffe für die moderne Industrie und Wirtschaft aufbereiten, außerdem die Verwertung von eisenhaltigen Grubenschlämmen gemeinsam mit Schlackenrückständen aus der Hüttenindustrie realisieren. Dabei steht die Gewinnung enthaltener Wertstoffe sowie die Stabilisierung der Reste in neuartigen elutionsstabilen Baustoffen im Fokus. ZauBer Zudem erforscht die Technische Universität Freiberg mit vier regionalen Firmen neue Recyclingtechnologien für Klärschlämme.

Roter Graben bei Tuttendorf – Foto © Unukorno – Eig. Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org

Darüber hinaus soll aus gesellschaftlicher Sicht parallel eine Aufklärung und Einbeziehung der Bevölkerung erfolgen. Ausstellungen und Veranstaltungen in dem Museum „terra mineralia“ werden das Projektgeschehen für die Zivilgesellschaft abbilden. Bisher wurden Bergbauschlämme und Grubenwasser fast ausschließlich als schadstoffhaltige Abfälle betrachtet. Dabei stecken in ihnen Rohstoffe wie Aluminium, Eisen oder Zink. Diese wollen die Partnerinnen und Partner im Verbundvorhaben extrahieren und die Reststoffe zu nachhaltigen Zukunftsmaterialien weiterverarbeiten.

Spülen anstatt Ausbaggern und Deponieren

Am Pilotstandort Roter Graben haben es die Forschenden vor allem mit viel eisenhaltigem Wasser und mehr als 13.000 Tonnen Schlamm zu tun. Dieser stammt aus Grubenwässern des Freiberger Reviers auf Niveau der Freiberger Mulde oder auch aus Sickerwässern, wie z.B. der alten Halde am Davidschacht. Um die Schlammablagerungen nicht teuer und aufwendig ausbaggern und anschließend auf Deponien entsorgen zu müssen, werden sie in eine Filterpresse gepumpt und entwässert. „Dafür führen wir das Wasser und die Schlämme über mehrere Membranen. Diese filtern die festen Bestandteile ab und entfernen in einem weiteren Schritt enthaltene Schwermetalle“, erklärt Prof. Martin Bertau vom Institut für Technische Chemie an der TU Bergakademie Freiberg.

Am Ende erhält man sauberes Wasser, das in die Ursprungsgewässer zurückgeführt werden kann. Als weiteres Produkt entsteht noch ein Restschlamm, den die Forschenden auf vorhandene Wertmetalle wie Zink oder Eisen aufarbeiten und dabei letzte noch verbleibende Schadstoffe wie Cadmium oder Arsen herausfiltern. Der feste mineralische Rückstand wird in sogenannte Geopolymere überführt, das sind anorganische Bindemittel mit Eigenschaften die Zement gleichkommen oder diesen sogar übertreffen. Am Ende entsteht ein stabiles betonartiges Material.

Klimafreundliche Beton- oder Zementalternativen als Restprodukt

Die Arbeit mit Geopolymeren ist nicht neu – die Verbindung mit Bergbauschlämmen allerdings schon. „Unser bereits zum Patent angemeldeter Ansatz bietet mit der allein aktuell im Roten Graben in Sachsen geschätzten Menge an Schlamm von 13.000 m³ vielversprechendes Potential für die Entwicklung eines ökonomischen Verfahrens“, erklärt Bertau. Immerhin bietet das klimafreundliche Bindemittel ein CO2-Einsparpotenzial von 80 Prozent im Gegensatz zur herkömmlichen Betonherstellung und ist zudem hitzestabiler, resistenter gegen Chemikalien und härtet schneller aus als Beton.

Demonstrationsanlage überführt Labor- in Realmaßstab

Bisher laufen die Versuche im Labormaßstab. Im nächsten Jahr sollen die entwickelten Technologien dann mit einer neu entstehenden Demonstrationsanlage direkt am Roten Graben in den Realmaßstab überführt werden. Die erprobten Verfahren lassen sich auch in weiteren Gruben und Wasserlösestollen, sowie zur Altbergbausanierung innerhalb des Erzgebirges anwenden. Für einen Überblick werden die Freiberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstmals ein spezielles Grubenschlamm-Kataster erstellen. Und auch überregional bieten die neu entwickelten Recyclingtechnologien aus Freiberg Lösungsansätze für die Behandlung von Braunkohlerevieren, wie beispielsweise in der Lausitz.

Gesellschaftliche Akzeptanz schaffen und Nachwuchskräfte anziehen

In die aktive Forschung wollen die Projektpartner die Bevölkerung mit einbinden und über bestehende Vorbehalte hinsichtlich des Bergbaus aufklären. „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir Themen wie die Bergbaufolgen ernst nehmen und an nachhaltige Lösungen arbeiten und zugleich die Nachwuchskräfte für diese ökologische Herangehensweise direkt in Freiberg ausbilden“, so Bertau. Dafür sind unter anderem Ausstellungen und Veranstaltungen mit der terra mineralia sowie Vor-Ort-Führungen und Experimente am Roten Graben geplant.

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