Zürich verpflichtet sich zur Kreislaufwirtschaft

„Circular Cities Declaration“ unterzeichnet

Die Stadtverwaltung Zürich unterzeichnete laut einer Medienmitteilung vom 07.07.2022 als erste Schweizer Stadt die „Circular Cities Declaration“*) und bekennt sich damit klar zur Kreislaufwirtschaft. Maßnahmen im Umgang mit Ressourcen sollen künftig stärker vorangetrieben werden. Zurzeit erarbeitet die Stadt Zürich eine Strategie Kreislaufwirtschaft. Die „Circular Cities Declaration“ vereint Städte in ihrem Anliegen, sich von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft zu entwickeln.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – © Sustainable_Development_Goals (wikimedia.commons)Gemeinfrei

Zürich bekennt sich mit der Vereinbarung zu zehn Verpflichtungen der Kreislaufwirtschaft, wie etwa

  • zum Einführen von Kreislaufwirtschaftszielen und -strategien, zur Bewusstseinsbildung für zirkuläres Handeln,
  • zum Einbinden von lokalen Akteuren und
  • zum Integrieren in die öffentliche Beschaffung.

Grundlage der Verpflichtungen bilden die Nachhaltigkeitsziele der UNO. Mit Zürich sind es insgesamt 66 europäische Städte, welche die „Circular Cities Declaration“ unterzeichnet haben. Wichtigster Unterstützungspartner ist der Verband Local Governments for Sustainability (ICLEI), dem die Stadt Zürich seit 1994 angehört. Mit der Unterzeichnung der Deklaration entstehen keine einmaligen oder wiederkehrenden Kosten.

„Ich freue mich, dass ich im Namen der Stadt Zürich die Circular Cities Declaration unterzeichnen durfte. Das ist ein klares Bekenntnis der Stadt zur Kreislaufwirtschaft. Wir werden künftig noch stärker Massnahmen forcieren zur Senkung der indirekten Emissionen“, sagt Stadtrat Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements. Durch ein Umdenken im Umgang mit Ressourcen sollen, entsprechend dem Klimaziel Netto-Null 2040, auch die indirekten CO2-Emissionen in der Stadt reduziert werden.

Kreislaufwirtschaft als Chance

Aktuell erarbeitet die Stadt Zürich eine Strategie Kreislaufwirtschaft „Circular Zürich“ und wird darauf aufbauend konkrete Massnahmen formulieren. Die Kreislaufwirtschaft berücksichtigt die Bereiche Design und Produktion, Distribution, Konsum und Nutzung sowie Sammlung, Recycling und Rohstoffaufbereitung bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Produktlebenszyklus. Das zirkuläre Bauen wie beispielsweise die Bauteilwiederverwendung soll stärker vorangetrieben werden. Im Bereich Konsum liegt der Fokus auf Angeboten zum Mieten, Teilen, Reparieren, Wiederverwenden und Wiederaufbereiten.

Die Kreislaufwirtschaft kann die Auswirkungen auf den Klimawandel, die Biodiversität, den Wasserverbrauch und andere Umweltauswirkungen verringern, indem der Ressourcenverbrauch und die Abfallproduktion reduziert und die Prozesse optimiert werden. Gleichzeitig bietet eine zirkuläre Ausrichtung der Wirtschaft Chancen für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für die Erhöhung der Resilienz und Förderung von Innovation.

„Viele Initiativen der Kreislaufwirtschaft entstehen in der Privatwirtschaft. Mit diesen möchte die Stadt Zürich vermehrt den Austausch suchen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen, wie heute schon etwa beim Einsatz von Recyclingbaustoffen oder bei der Abfallverwertung“, sagt René Estermann, Direktor des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich.

*) European Circular Cities Declaration

Angesichts der sozioökonomischen Auswirkungen der aktuellen Krise und des anhaltenden Klimanotstands nutzen wir diese Gelegenheit, um uns für einen zirkulären Aufschwung und eine widerstandsfähigere Zukunft einzusetzen. Ein systemischer Wechsel zu einem regenerativen Wirtschaftsmodell ist von grundlegender Bedeutung, um Klimaneutralität zu erreichen, eine florierende Gesellschaft zu fördern und den Ressourcenverbrauch innerhalb der planetarischen Grenzen zu halten.

Eine Kreislaufstadt ist eine Stadt, die den Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft in allen ihren Funktionen in Zusammenarbeit mit Bürgern, Unternehmen und der Forschungsgemeinschaft auf integrierte Weise fördert. In der Praxis bedeutet dies die Förderung von Geschäftsmodellen und Verhaltensweisen, welche die Ressourcennutzung von der Wirtschaftstätigkeit entkoppeln, indem der Wert und der Nutzen von Produkten, Komponenten, Materialien und Nährstoffen so lange wie möglich erhalten bleiben, um Materialkreisläufe zu schließen und die schädliche Ressourcennutzung und Abfallerzeugung zu minimieren. Durch diese Kreislaufwirtschaft wollen wir im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung das Wohlergehen der Menschen verbessern, Emissionen reduzieren, die biologische Vielfalt schützen und fördern und soziale Gerechtigkeit herstellen. Wir glauben:

      • Der Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft ist von zentraler Bedeutung für unsere Bemühungen, das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung abzukoppeln und eine klimaneutrale, gerechte und wohlhabende Gesellschaft zu erreichen
      • Lokale und regionale Regierungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung des erforderlichen systemischen und transformativen Wandels und müssen bei dieser Aufgabe aktiv mit allen Regierungsebenen und Interessengruppen aus der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und der Forschungsgemeinschaft zusammenarbeiten
      • Eine gemeinsame Vision einer Kreislaufstadt kann dazu beitragen, dass wir alle in dieselbe Richtung gehen.

Wir begrüßen die Gelegenheit, die diese Erklärung bietet, um

      • eine Führungsrolle bei der Wahl eines ressourceneffizienten, kohlenstoffarmen und sozial verantwortlichen Entwicklungspfads zu übernehmen
      • unser Engagement für verwaltungsübergreifendes Handeln demonstrieren
      • Zusammenarbeit mit einer Gruppe gleichgesinnter, ehrgeiziger lokaler und regionaler Regierungen
      • Zugang zu Umsetzungsunterstützung von Expertenorganisationen aus ganz Europa

Durch die Unterzeichnung dieser Erklärung verpflichten wir uns, die uns zur Verfügung stehenden Hebel kohärent in der gesamten Organisation zu nutzen, einschließlich:

  1. Festlegung klarer Ziele und Strategien für die Kreislaufwirtschaft, um eine gemeinsame Richtung für den lokalen Übergang zur Kreislaufwirtschaft vorzugeben
  2. Sensibilisierung für Kreislaufwirtschaft in der gesamten Verwaltung sowie bei den Bürgern und Unternehmen vor Ort
  3. Direkte Einbindung lokaler Interessengruppen aus der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und der Forschungsgemeinschaft in die Entwicklung von Plänen und Initiativen für die Kreislaufwirtschaft, wobei wir uns bemühen, den Übergang inklusiv zu gestalten und zur Förderung von Kreislaufgeschäftsmodellen wie der Sharing- und Reparaturwirtschaft beizutragen
  4. Verankerung der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in der Stadtplanung, der Infrastruktur und den Verfahren zur Vermögensverwaltung
  5. Nutzung des öffentlichen Auftragswesens zur Förderung des Marktes für Kreislaufprodukte und -dienstleistungen
  6. Anwendung wirtschaftlicher Anreize und Suche nach Möglichkeiten zur Nutzung steuerlicher Maßnahmen zur Förderung von Kreislaufwirtschafts- und Sozialverhalten
  7. Förderung eines günstigen lokalen Rechtsrahmens, der Märkte für Sekundärmaterialien, Reparatur, Wiederverwendung und gemeinsame Nutzung zulässt und begünstigt
  8. Zusammenarbeit mit nationalen Regierungen und europäischen Institutionen, um einen angemessenen politischen und rechtlichen Rahmen für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen
  9. Überwachung der Fortschritte und Auswirkungen unserer Aktivitäten im Bereich der Kreislaufwirtschaft
  10. Berichterstattung an ICLEI über die Fortschritte bei der Erfüllung der oben genannten Verpflichtungen Partner

->Quellen: