BMWK: Erste Wasserstofflieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten

Habeck übernimmt Testladung blauen Ammoniaks – BUND: nicht klimafreundlich!

Die erste Wasserstoff-Lieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) für Deutschland, wurde am 21.10.2022 im Hafen Hamburg von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck empfangen. Die Lieferung sei während der Delegations-Reise von Habeck am 21.03.2022 in Abu Dhabi vereinbart worden und ist ein wichtiger Schritt für den angestrebten Aufbau einer umfassenden Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den VAE.

Flüssiges Ammoniak in Druckflasche – Foto © Nadina Wiórkiewicz, commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck: „Wir müssen jetzt mehr denn je den Hochlauf von Wasserwirtschaft voranbringen. Hierzu bauen wir auch eine eigene Wasserstoffproduktion in Deutschland auf, aber natürlich brauchen wir vor allem auch Wasserstoff aus Importen. Daher wollen wir die Energiezusammenarbeit auch auf diesen Bereich erweitern. Als ich vor sieben Monaten in den Vereinigten Arabische Emiraten war, wurde vereinbart, eine integrierte Wasserstoff-Lieferkette zwischen den VAE und Deutschland aufzubauen. Ich freue mich sehr über die Fortschritte, die wir seither gemacht haben. Heute nehmen wir die erste Testladung kohlenstoffarmen Ammoniaks aus den VAE hier in Hamburg in Empfang. Weitere werden jetzt folgen.“

Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: „Hamburg will führender Wasserstoff-Standort in Europa werden. Bei Aurubis und anderen Hamburger Unternehmen kommen schon heute innovative Wasserstoff-Technologien zum Einsatz. Unser Hafen bietet hervorragende Voraussetzungen für den Import und den Vertrieb von regenerativen Energieträgern. Als weltweit vernetzte Handels- und Logistikmetropole kann Hamburg seine Expertise in die Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten einbringen. Am aktuellen Ammoniak-Projekt sind Hamburger Firmen im Transport und in der Anwendung beteiligt. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen, die dieses Pilotprojekt ermöglicht haben.“

Blaues Ammoniak emissionsarm?

Der vom emiratischen Öl- und Gas Unternehmen ADNOC gelieferte Wasserstoff wurde in Form von blauem Ammoniak verschifft, das emissionsarm ist und anders als grünes Ammoniak bereits in größeren Mengen zur Verfügung steht. Die Testlieferungen spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau zukünftiger Lieferketten auch für grünen Wasserstoff. In Hamburg nutzt der Kupferhersteller Aurubis die ersten Testlieferungen für die klimaneutrale Umstellung der energieintensiven Kupferproduktion mittels emissionsarmen Ammoniaks. Langfristig sollen damit fossile Brennstoffe wie Erdgas ersetzt werden. Die zweite Lieferung wird Anfang November in Hamburg eintreffen, weitere folgen und sollen bei dann weiteren Abnehmern zum Einsatz kommen.

Der BUND Hamburg kritisiert, dass der Senat mitten in der Klimakrise auf fossil erzeugten Wasserstoff setze. Diese Technologie sei deutlich schädlicher als die direkte Verbrennung von Erdgas und sogar von Kohle und werfe ein verheerendes Licht auf die Energiewende in Hamburg. „Die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas verbraucht enorme Mengen an Erdgas nicht nur für das Endprodukt, den Wasserstoff, sondern auch für den Herstellungs­prozess unter hohem Druck und hoher Hitze. Dazu kommt der Energieverlust für die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport sowie für die CO2-Abscheidung und unterirdische Speicherung“, so Lucas Schäfer, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Damit soll das CO2 zwar der Atmosphäre entzogen werden, letztlich sei die Nutzung von „blauem Wasserstoff“ aber ein technologischer Rückschritt, der die Ausbeutung fossiler Rohstoffe sogar noch beschleunige. Studien der Universität Stanford belegten zudem, dass bei der Herstellung von „blauem Wasserstoff“ je nach Produktionsstandort bis zu 3,5 Prozent Methan entweichen. Die Klimawirkung von Methan sei mehr als 80-mal stärker als jene von CO2. Das macht „blauen Wasserstoff“ um mehr als 20 Prozent klimaschädlicher als die direkte Verbrennung von Kohle oder Erdgas. „Hamburg macht den Weg frei für neue fossile Abhängigkeiten von einer hoch klimaschädlichen Technologie, noch bevor eine klare Priorisierungs- und Bedarfskonzeption für den Einsatz von Wasserstoff in der Hamburger Industrie erstellt wurde“,

Deutschland und die VAE haben laut BMWK zudem beschlossen, gemeinsame Energie- und Industrieprojekte durch gezielte politische Unterstützung zu fördern. Ein bereits beschlossenes Beschleunigungsprogramm für Energiesicherheit und Industrie (Energy Security and Industry Accelerator – ESIA) soll in Zusammenarbeit mit der bilateralen Energiepartnerschaft. Leuchtturmprojekte im Bereich Klimaschutz, Dekarbonisierung und Energiesicherheit, wie unter anderem Offshore-Windkraft, PV und Wasserstoff-Projekte gezielt fördern Zudem ist eine Zusammenarbeit mit H2-Global, ein zentraler Fördermechanismus zur Beschleunigung des bilateralen und globalen Ausbaus der Wasserstoffwirtschaft, geplant.

Deutschland will mit Wasserstofflieferungen den steigenden Wasserstoffbedarf decken, der von der Bundesregierung für 2030 auf 90 bis 110 TWh geschätzt wird.

Seit 2017 arbeiten Deutschland und die VAE im Rahmen der Deutsch- Emiratischen Energiepartnerschaft eng in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Wasserstoff zusammen. Am 12.10.2022 wurde die bestehende Energiepartnerschaft um eine Klimasäule erweitert. Diese soll die Zusammenarbeit in den Bereichen Klimaschutz, Dekarbonisierung, Anpassung an den Klimawandel sowie CO2-Bepreisung vertiefen. Die VAE verfolgen ein Net-Zero Ziel für Klimaneutralität bis 2050 und sind Ausrichter der 28. UN-Klimakonferenz im Jahr 2023.

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