Stuttgart und München wollen bis 2035 klimaneutral sein

Ziel: Stadtverwaltung München soll das schon 2030 erreichen – Stadtwerke Stuttgart haben Strategie vorgelegt

Der Münchner Stadtrat hat einen Maßnahmenplan mit einem Finanzierungsvolumen von rund 500 Millionen Euro bis 2025 beschlossen. Darin sind 68 konkrete Einzelmaßnahmen festgehalten, um München in die Klimaneutralität zu führen. Zentraler Hebel ist dabei die Umsetzung einer kommunalen Wärmestrategie, die München zur ersten deutschen Großstadt macht, die es schafft, Gebäude ohne Heizöl und Erdgas zu beheizen und dabei die Heizkosten sozial verträglich zu halten. Grundlage hierfür ist die Münchner Wärmestudie. Stuttgarts OB Frank Nopper spricht von einem „Quantensprung“!: „Unsere Stadtwerke sollen mit der städtischen Kapitaleinlage von 100 Millionen Euro zum Motor der Energiewende werden.

Marienplatz München – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die Sanierung und der Umstieg auf erneuerbare Energien wird Gebäudeeigentümer*innen leicht gemacht: Die Kombination der Bundesförderung für effiziente Gebäude mit dem neuen Münchner Förderprogramm für klimaneutrale Gebäude führt zu sehr attraktiven Förderbedingungen für Gebäudeeigentümer*innen. Es unterstützt sowohl bei der energetischen Sanierung, beim Neubau als auch beim Umstieg auf erneuerbare Energiequellen.

Die Arbeit in den Stadtvierteln und eine aufsuchende, proaktive Energieberatung unterstützen gleichzeitig die Gebäudeeigentümer*innen beim Umstieg. Mit der neuen Klimaschutzkampagne „Re:think München“ wird aktiv auf die Münchner Bürger*innen zugegangen.

Grundlage für all die Maßnahmen sind zwei, 2021 und 2022 beschlossene Grundsatzbeschlüsse. Die aktuelle Bekanntgabe zum Münchner Treibhausgas-Monitoring für den Berichtszeitraum 1990 bis 2019 wurde im Juli 2022 im Stadtrat behandelt. Seit Oktober 2022 liegt neben der „Wärmestudie München“ auch der Endbericht zum Fachgutachten „Klimaneutralität München 2035“ vor, auf dessen Basis der „Maßnahmenplan Klimaneutralität“ erstellt wurde. Ergänzend zum Endbericht des Fachgutachtens ist zudem ein ausführlicher Bericht zu den verschiedenen Szenarien des Fachgutachtens verfügbar.

Stadtwerke Stuttgart gehen beim Klima-Fahrplan voran

Die Stadtwerke Stuttgart haben eine Strategie vorgelegt, wie sie einen großen Teil zur Klimaneutralität beitragen können. OB Nopper: „Das ermöglicht einen Quantensprung bei den Investitionen für Photovoltaik-Anlagen, in die Wärmewende und die Windkraft. Mit ihrer Strategie wollen die Stadtwerke die Reduktion bis zu einem Viertel der Emissionen verringern und damit einen relevanten Teil des städtischen Klima-Fahrplans umsetzen. Über die Strategie wird im Dezember nun noch der Gemeinderat entscheiden“, so Bürgermeister Thomas Fuhrmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Stuttgart. Und Peter Drausnigg, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke, erklärt: „Wir haben uns am Klima-Fahrplan der Stadt orientiert und ganz konkrete Umsetzungsschritte für uns abgeleitet. Wenn uns der Gemeinderat im Dezember grünes Licht gibt, legen wir los.“

Ganzheitlich wachsen – € 3 Mrd. Investitionen

Die konkreten Umsetzungsschritte umfassen die Strom-, Wärme- und Verkehrswende. „Dabei behalten wir immer im Blick, was die Kundinnen und Kunden konkret brauchen und nachfragen“, erläutert Martin Rau, Kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke. Die Stadtwerke Stuttgart rechnen bis 2035 mit einer Investitionssumme von drei Milliarden Euro für alle drei Bereiche.

Konkret wollen die Stadtwerke Stuttgart den Ökostrom für ihre Kunden künftig selbst erzeugen: Angestrebt werden bis 2035 eine Erzeugungsmenge von etwa 1,7 Terawattstunden pro Jahr. Zu diesem Zweck investieren sie in Windparks und großflächige Photovoltaik-Freiflächenanlagen. „Unsere Maxime lautet: so nah wie möglich. Doch klar ist, dass die Erzeugungsmöglichkeiten in und um die Stadt begrenzt sind. Dies gilt insbesondere für die Windkraft. Wir werden aber auch in Stuttgart nichts unversucht lassen“, so Drausnigg. Er ergänzt: „Der Vorteil eigener Erzeugung liegt auf der Hand: Wir werden unabhängiger und können den Kunden stabilere Preise anbieten.“

Allein bei der Wärmewende rechnen die Stadtwerke Stuttgart mit einer Investitionssumme von 700 Millionen Euro bis 2035. Das Unternehmen möchte zu diesem Zweck alle erneuerbaren Wärmequellen im Stadtgebiet erschließen, darunter insbesondere Abwasserwärme, außerdem Luft- und Erdwärme sowie, wenn möglich, auch Wärme aus dem Neckar. Je nach verfügbaren Quellen können die Wärmelösungen leitungsgebunden oder objektbezogen sein. „Unser Fokus liegt auf lokaler Erzeugung, nah am Verbraucher. Wichtig ist, dass die jeweils günstigste Technologie zum Einsatz kommt. Wir bleiben also immer technologieoffen und behalten Innovationen wie möglicherweise Wasserstoff ebenfalls im Auge und erproben diese“, betont Drausnigg.

Um die Verkehrswende voranzubringen, bauen die Stadtwerke Stuttgart die Ladeinfrastruktur weiter konsequent aus. Schon heute betreibt der Energiedienstleister das größte Ladenetz in Stuttgart. Ziel bis 2035 sind 10.000 bis 15.000 Ladepunkte im Stadtgebiet – privat und öffentlich zugänglich. Mit dieser Vervielfachung der Lademöglichkeiten soll der Umstieg auf E-Mobilität für alle attraktiv werden – eine zentrale Voraussetzung für die Elektrifizierung des Individualverkehrs.

Peter Drausnigg fasst zusammen: „Wir hoffen, dass uns der Gemeinderat in die Lage versetzt, die Herausforderungen aus dem Klima-Fahrplan zu stemmen. Denn die Stadtwerke werden dafür kräftig wachsen müssen – auch personell.“ Die jetzt vorgestellte Stadtwerke-Strategie sei von jedem Fachbereich erprobt und mit konkreten Projektvorhaben unterlegt. „Wir haben reale Investitionsmöglichkeiten geprüft. Jetzt fehlt nur noch der Startschuss durch den Gemeinderat“, schließt Martin Rau.

Im nächsten Schritt berät der Wirtschaftsausschuss am 8. Dezember die SWS-Strategie. Der Gemeinderat soll am 15. Dezember darüber abstimmen.

Stuttgart klimaneutral

Ihre Strategie haben die Stadtwerke auf Basis der Studie „Net Zero Stuttgart“ erstellt. Diese Studie hat das Beratungsunternehmen McKinsey im Auftrag der Landeshauptstadt erarbeitet. Daraus geht hervor, dass in Stuttgart 3,6 Megatonnen CO2-Äquivalente jährlich reduziert werden müssen, um die Klimaneutralität im gesetzten Zeitraum zu schaffen. Wird die Stadtwerke-Strategie so umgesetzt, könnte der Umwelt bis zu einem Viertel der Emissionen erspart werden.

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