Chance im Klimawandel: Sojaanbau in Europa künftig ausweiten

Langfristig immer mehr Ackerflächen geeignet

Der Klimawandel erfordert ein Umdenken hin zu besser an Hitze und Trockenheit angepasste Sorten und Kulturen in der Pflanzenproduktion. Etwa die Sojabohne – sie gedeiht nicht nur unter warmen Bedingungen gut, sondern versorgt sich auch selbst mit dem wichtigen Pflanzennährstoff Stickstoff. Eine am 04.01.2023 vom Müncheberger Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Global Change Biology veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass sich langfristig immer mehr Ackerflächen in Europa für die Sojaproduktion eignen. Dieser Effekt übersteige dabei die Ertragseinbußen, die durch zunehmende Hitze und Trockenheit vor allem in Südeuropa zu erwarten seien. Damit könne die EU zukünftig auf einen großen Teil der Sojaimporte aus Brasilien und den USA verzichten, so die Autorinnen und Autoren der Studie.

Sojaanbau bei Hockenheim – Foto © AnRo0002 – Eigenes Werk, CC0

Sojabohnen werden bereits in Frankreich, Italien, Serbien, Rumänien und Österreich angebaut, zum großen Teil mit künstlicher Bewässerung. „Eine Ausweitung des Sojaanbaus in bislang kühleren Regionen erweitert die Möglichkeiten, Fruchtfolgen diverser zu gestalten, damit das Risiko für wetterbedingte Ertragseinbußen zu mildern und die Artenvielfalt zu erhöhen“, erklärt Prof. Claas Nendel, Leiter der vorgelegten Studie. Dabei hilft, dass die Sojapflanze als Hülsenfrucht, eine sogenannte Leguminose, in der Lage ist, Stickstoff direkt aus der Luft aufzunehmen, so dass auf eine Düngung mit diesem dringend benötigten Nährstoff verzichtet werden kann. Auf diese Weise können auch negative Umweltfolgen, etwa durch Austrag von überschüssigem Dünger in das Grundwasser, verringert werden.

Züchtung muss Hitzestress ins Visier nehmen

„Unter wärmeren Bedingungen liefert die Sojabohne mehr Ertrag, als es bislang mit den an kühle Temperaturen angepassten Sojabohnensorten in Deutschland möglich war“, erläutert Dr. Moritz Reckling, der am ZALF zum Anbau von Leguminosen forscht. Grundsätzlich brauche Soja zu Beginn der Saison viel Wasser, aber trockenes Wetter zur Reife und Ernte. Da Soja in Deutschland bis in den Oktober auf dem Feld stehe, sei Niederschlag zur Erntezeit bislang ein großes Risiko. Die am ZALF angewendeten Simulationen mit Pflanzenwachstumsmodellen zeigten, dass die bisherigen Produktionsrisiken durch kühle und nasse Witterung zukünftig eher zurückgingen, während vor allem Trocken- und Hitzestress zu einem ernstzunehmenden Risiko heranwachse. Durch die begrenzten Wasserressourcen in Europa könne eine Ausweitung der Bewässerung nur bedingt helfen, so dass die Züchtung aufgefordert sei, ihren Fokus auf trocken- und hitzetolerante Sojasorten zu erweitern.

Projektpartner:

  • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg
  • Universität Potsdam
  • Global Change Research Institute of the Czech Academy of Sciences, Brno
  • INRAE, Toulouse
  • Finnish Environment Institute (SYKE), Helsinki
  • Agvolution GmbH, Göttingen
  • Institute of Field and Vegetable Crops, Novi Sad
  • Georg-August-Universität Göttingen
  • University of Agriculture, Kraków
  • Terres Inovia, Baziege
  • Federal University Goiás

->Quellen: