Intelligentes Stickstoffmanagement kann Umweltbelastung stark reduzieren

Forschende empfehlen Stickstoffüberschussabgabe

Um die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu erhöhen, werden in der Landwirtschaft mehr und mehr industrielle Stickstoffdünger und Dung eingesetzt. Mehr als die Hälfte dieses Stickstoffeintrags in die Anbauflächen geht jedoch in die Umwelt verloren und trägt zur Luftverschmutzung und damit verbundenen Krankheiten, zur Eutrophierung von Gewässern, zur Versauerung der Böden, zum Klimawandel und zum Verlust der biologischen Vielfalt bei. Die Stickstoffverschmutzung ist so zu einer globalen Herausforderung und nächsten Krise geworden. Ein internationales Forschungsteam hat in einer gerade in Nature veröffentlichten Studie kosteneffiziente Strategien zur Verringerung der Stickstoffbelastung auf den weltweiten Anbauflächen untersucht.

Der Stickstoffeintrag auf Feldern ließe sich zum Schutz von Mensch, Umwelt und Klima stark verringern  – Foto © Toni Paul auf Pixabay

Die Forschenden zeigten, dass die Umsetzung intelligenter Vermeidungsmaßnahmen auf den weltweiten Anbauflächen einen gesellschaftlichen Nutzen in Höhe von 476 Milliarden Dollar für die Nahrungsmittelversorgung, die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und das Klima bringen könnte, bei Nettokosten von nur 19 Milliarden Dollar für die Vermeidung. „Solche Bewirtschaftungsmethoden werden von den Landwirten jedoch nur selten vollständig umgesetzt, da es viele Hindernisse wie etwa hohe Umsetzungskosten gibt“, sagt der Hauptautor Baojing Gu von der Universität Zhejiang, China.

„Das wichtigste Hindernis ist jedoch, dass viele der Vorteile einer Verringerung der Stickstoffbelastung nicht von den Landwirten selbst gesehen werden, sondern sich nur für die Gesellschaft als Ganzes auszahlen – in Form von sauberer und gesunder Luft, klaren Seen und einer artenreichen und widerstandsfähigen Natur“, erklärt Benjamin Bodirsky vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Mitautor der Studie. Landwirte, die Zeit und Mühe aufwendeten, um ihre Stickstoffverschmutzung auf ein sehr niedriges Niveau zu reduzieren, hätten Schwierigkeiten, mit denjenigen zu konkurrieren, die sich nicht darum scherten, da sie in der Regel den gleichen Marktpreis für ihr Getreide erzielten, aber keinen Ausgleich für die Verringerung der Umweltverschmutzung erhielten.

Dieses Marktversagen könnte durch politische Maßnahmen korrigiert werden. „Die eleganteste Lösung für den deutschen Kontext wäre eine Stickstoffüberschussabgabe“, sagt Benjamin Bodirsky. „Das ist wie eine Abgabe auf all den Stickstoff, den die Pflanzen nicht aufgenommen haben und der am Ende die Umwelt belastet. Eine solche Abgabe würde nachhaltigen Landwirten einen Wettbewerbsvorteil statt eines Nachteils verschaffen und die Stickstoffbelastung und die damit verbundenen Schäden für die menschliche Gesundheit und die Ökosysteme stark reduzieren.“

Studie:

Baojing Gu, Xiuming Zhang, Shu Kee Lam, Yingliang Yu, Hans J.M. van Grinsven, Shaohui Zhang, Xiaoxi Wang, Benjamin Leon Bodirsky, Sitong Wang, Jiakun Duan, Chenchen Ren, Lex Bouwman, Wim de Vries, Jianming Xu, Mark A. Sutton, Deli Chen: Cost-effective mitigation of nitrogen pollution from global croplands. Nature (2023). DOI: 10.1038/s41586-022-05481-8

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