Fleischerzeugnisse können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen und auch von Demenz erhöhen
Es gab eine Zeit, in der das Rauchen von Zigaretten nicht nur normal war, sondern sogar von Ärzten gefördert wurde. Irgendwann gewannen die Beweise der Schädlichkeit an Boden. Ähnliches geschah in den vergangenen Jahrzehnten mit Fleisch: Jüngste Erklärungen des Weltklimarats (IPCC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben bestätigt, dass Fleisch der menschlichen Gesundheit und dem Planeten schadet. Doch wie beim Tabak in den 1960er und 70er Jahren hat es einige Zeit gedauert, bis sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse im Verbraucherverhalten niedergeschlagen haben. Ein Text von Jack Hughes, Mario Weick und Milica Vasiljevic, Durham University, am 01.11.2023 in The Conversation.
Botschaften wie „Rauchen tötet“ und „Rauchen macht blind“ sowie ein grafisches Bild sind seit 2008 auf allen Tabakprodukten in Großbritannien gesetzlich vorgeschrieben – Ähnliches in der EU. Diese Warnhinweise haben dazu beigetragen, dass die Zahl der Raucher zurückgegangen ist. Könnte etwas Ähnliches auch zur Verringerung des Fleischkonsums beitragen? Und wenn ja, wovor sollte man die Menschen am besten warnen?
Warnhinweise auf Zigarettenschachteln zeigen meist die grausamen gesundheitlichen Folgen des Rauchens.
In einer neuen Untersuchung haben die AutorInnen herausgefunden, dass grafische Warnhinweise die Auswahl an Fleischgerichten um 7-10 % verringern, wenn sie die Folgen des Fleischverzehrs für die Gesundheit, Krankheitsepidemien und den Klimawandel beschreiben.
Wovor sollte man warnen?
Warnhinweise auf Fleischverpackungen oder Speisekarten könnten darauf hinweisen, dass ein relativ hoher Verzehr von Fleischerzeugnissen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen und laut einer Studie auch von Demenz erhöht. Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch das Risiko erhöht, an Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit und verschiedenen Krebsarten zu erkranken.
Oder die Etiketten könnten die Menschen davor warnen, dass die Fleischproduktion das Risiko einer Pandemie drastisch erhöht. Ausbrüche von Zoonosekrankheiten (die vom Tier auf den Menschen übergehen, wie COVID-19 oder die Schweinegrippe) sind dort wahrscheinlicher, wo die Tiere in extrem engem Kontakt gehalten werden. Und mit der Ausdehnung von landwirtschaftlichen Betrieben in die freie Natur wandern Arten, die keinen Lebensraum mehr haben, in die Städte ein, wo Begegnungen mit Menschen wahrscheinlicher sind.
Legehennen, die in Batteriekäfigen Mais aus einem Trog fressen.
Etiketten auf Fleischprodukten und Speisekarten könnten die Menschen auch vor den Umweltschäden warnen, die durch den Fleischkonsum verursacht werden. Schätzungen zufolge ist die Viehzucht für bis zu 15 % aller durch menschliche Aktivitäten verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Ausschuss für Klimawandel, der die britische Regierung berät, hat erklärt, dass der Fleischkonsum bis 2030 um 20 % und bis 2050 um 35 % sinken sollte, um das Netto-Null-Ziel des Landes zu erreichen.
Test der Etiketten
In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung haben die AutorInnen 1 001 Fleischesser gebeten, in einem Online-Fragebogen zwischen vier Optionen für 20 Mahlzeiten zu wählen. Die Teilnehmer mussten ihre Präferenz bestätigen, indem sie ein Bild einer Fleisch-, Fisch-, vegetarischen oder veganen Option für Mahlzeiten wie Burger, Currys, Lasagne und Nudelauflauf anklicken.
Um die Auswirkung von grafischen Warnhinweisen auf die Anzahl der Personen, die sich für Fleisch entscheiden, zu messen, teilten sie die Teilnehmer in vier Gruppen ein. Eine Gruppe sah einen Warnhinweis unter der Fleischoption, auf dem ein abgeholztes Gebiet und der Satz „Fleischessen trägt zum Klimawandel bei“ abgebildet waren. Eine andere Gruppe sah die Fleischoption mit dem Bild eines Mannes, der einen Herzinfarkt erleidet, und dem Text „Fleischkonsum trägt zu schlechter Gesundheit bei“. Eine dritte Gruppe sah ein Etikett unter der Fleischoption, auf dem Käfigtiere auf einem Markt abgebildet waren, sowie den Text „Fleischessen trägt zu Pandemien bei“. Die letzte Gruppe sah die vier Mahlzeitenoptionen ohne Aufkleber.
Ohne Warnhinweis entschieden sich die Teilnehmer in zwei von drei Fällen (64 %) für die Fleischvariante. Mit den Pandemiewarnhinweisen sank diese Zahl auf 54 %, mit den Gesundheitswarnhinweisen auf 55 % und mit den Klimawarnhinweisen auf 57 %. Staatliche Maßnahmen, welche die Menschen dazu bewegen sollen, weniger Fleisch zu essen, können umstritten sein, so dass die Frage bleibt, welches Etikett für eine öffentliche Sensibilisierungskampagne am besten geeignet wäre. In Folgefragen gaben die Teilnehmer an, dass sie nicht gegen Klimawarnhinweise auf Fleisch sind, aber weniger für Hinweise auf die gesundheitlichen und pandemischen Risiken des Fleischkonsums eintreten.
Zwar sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Ergebnisse zu wiederholen und zu bestätigen, aber die Autoren haben jetzt einige Hinweise darauf, dass die Einführung von Klimawarnhinweisen sowohl die Wahl der Speisen beeinflussen als auch von der Öffentlichkeit relativ gut akzeptiert werden kann.