Globale Wirkung der Verpackungsverordnung: Wie China auf Europas Kreislaufpolitik reagiert

Die globalen Lieferketten verändern sich. Eine aktuelle Studie zeigt, wie besonders China auf neue Verpackungsordnungen reagiert und warum die europäische Kreislaufpolitik mehr ist als ein Binnenprojekt.

Plastikabfälle im Meer. Europas neue Verpackungsverordnung soll Umweltverschmutzung verringern und den weltweiten Einsatz von Recyclingmaterialien fördern. Foto:  Naja Bertolt Jensen

ICIS, ein Unternehmen für Marktdaten in der Chemiebranche, und der chinesische Branchenverband CPCIF haben untersucht, wie das neue EU-Verpackungsgesetz auf den globalen Kunststoffhandel wirkt. Die neue Studie zeigt: Die europäische Kreislaufwirtschaftspolitik entfaltet auch globale Wirkung. Bis 2040 wird sich die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff in der EU mehr als verdoppeln, was Folgen für internationale Lieferketten haben wird. Grundlage dieser Entwicklung ist die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR), die schrittweise verpflichtende Quoten für die Verwendung von Recyclingmaterialien vorschreibt. Damit wird das Recycling nicht nur zu einer Umweltfrage, sondern auch zu einem wirtschaftlichen Faktor mit internationaler Tragweite.

Laut der Studie wird der Bedarf an recyceltem Plastik in der EU bis 2030 auf rund 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr steigen. Bis 2040 soll sich dieser Wert auf etwa 11,5 Millionen Tonnen mehr als verdoppeln. Ein großer Teil davon wird für Verpackungen, Fahrzeugteile und Textilfasern benötigt. Da die mechanische Aufbereitung für viele Anwendungen – etwa im Lebensmittelbereich – an ihre Grenzen stößt, wird laut Bericht das chemische Recycling eine wachsende Rolle spielen. Diese aufwändigere Methode erlaubt die Wiederverwertung auch verschmutzter oder gemischter Kunststoffabfälle und könnte entscheidend zur Zielerreichung beitragen.
Für Länder, die Waren in die EU exportieren, ergeben sich daraus neue Anforderungen. Wer dort künftig Verpackungen oder Produkte vertreiben will, muss die Recyclingquoten erfüllen.  In besonderem Maße davon betroffen ist China. Schon jetzt spielt das Land eine zentrale Rolle im globalen Kunststoffkreislauf. Laut Studie könnten chinesische Unternehmen bis 2040 jährlich über eine Million Tonnen recycelten Kunststoff für Exporte in die EU liefern. Dies entspricht zwar nur einem kleinen Teil des chinesischen Gesamtmarkts, dürfte jedoch eine große Signalwirkung entfalten. So berichten die Studienautoren von einem Strategiewechsel: hin zum proaktiven Umbau mit Investitionen in Rückverfolgbarkeit, Zertifizierung und biobasierte Alternativen.

So wirken die europäischen Vorgaben auch in China als Impulsgeber. Die Studie beschreibt, wie die EU-Vorgaben zur Vereinheitlichung der Recyclingstandards beitragen und die chinesische Industrie zu mehr Transparenz und einer höheren Materialqualität bewegen. Zwar steigen kurzfristig die Kosten durch Produktanpassungen, neue Lieferketten und Zertifikatsanforderungen. Gleichzeitig entstehen aber neue Märkte für hochwertige Recyclingmaterialien, die internationalen Anforderungen genügen.

Die Analyse macht deutlich: Die europäische Umweltregulierung wirkt zunehmend über den eigenen Binnenmarkt hinaus. Was ursprünglich als Klimaschutzinstrument konzipiert wurde, verändert auch globale Produktionsketten. Laut der Studie verwandeln sich regulatorische Vorgaben in Wettbewerbsfaktoren. Und auch dort, wo Unternehmen rechtzeitig auf neue Anforderungen reagieren. Die Transformation hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft gewinnt damit auch international an Dynamik und positiven Effekten.

Quelle: