Ausführliche Fassung des IPCC-Berichts – Stimmen

Latif kritisiert Bundesregierung – Levermann präzisiert Meeres-Anstieg

In Stockholm veröffentlichte der Welt-Klimarat der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) am 30.09.2013 die ausführliche Fassung des ersten Teils seines umfassenden Sachstandsberichts. Schon aus der Kurzfassung war hervorgegangen, dass die Meeresspiegel schneller zu steigen drohen als bisher angenommen – allerdings wurden die Zahlen korrigiert – statt 26-82 seien es 50-100 cm, stellte der Klimaforscher Levermann vom PIK-Potsam im Deutschlandfunk klar. Der Kieler Meeres- und Klimaforscher Latif warf der Bundesregierung Blockadepolitik vor. Auf europäischer Ebene habe Deutschland sowohl einen vernünftigen Emissionshandel als auch schärfere Grenzwerte für Auto-Abgase verhindert, sagte Latif im Deutschlandradio Kultur.

An die Adresse der Skeptiker, die den Klimawandel unter Hinweis auf die sogenannte Erwärmungspause der vergangenen 15 Jahre leugnen, sagte Latif, die Oberflächentemperatur sei „eine sehr hektische Größe“, und sage relativ wenig über den globalen Klimawandel aus. Andere Größen wie der Meeresspiegel seien viel aussagekräftiger, und der zeige diese Atempause nicht. Latif: „Und deswegen lässt der Weltklimarat auch überhaupt keinen Zweifel daran, dass der Klimawandel voranschreitet.“

Es macht keinen Sinn, gegen die Physik anzugehen

Den Vorwurf, das IPCC agiere politisch, also interessengesteuert, parierte Latif mit dem Hinweis auf das fehlende Eigeninteresse des Weltklimarats. Die Arbeitsgruppe eins habe lediglich die wissenschaftlichen Publikationen zusammengetragen, die seit dem letzten Bericht vor sechs Jahren erschienen seien. Das IPCC bewerte nicht, sondern lege den „Sachstand“ vor – daher die Bezeichnung „Sachstandsbericht“. Latif wörtlich: „Insofern kann man das zwar anzweifeln, aber es macht keinen Sinn, praktisch gegen die Physik anzugehen, denn die Physik ist die Physik, und die können Sie nicht groß manipulieren.“ Es herrsche diesbezüglich ein schiefes Bild in der Öffentlichkeit darüber, was das IPCC eigentlich sei, denn das IPCC betreibe keine eigene Forschung, sondern stelle lediglich den wissenschaftlichen Kenntnisstand zusammen
Folgt: Kritik an der Blockade der Bundesregierung – Klimaforscher Levermann präzisiert Zahlen