EEX-Chef gegen Kapazitätsmärkte, Kartellpräsident dafür

Warnung vor übereiltem Aktionismus

Der Vorstandsvorsitzende der Leipziger Strombörse EEX, Peter Reitz, hat sich gegen eine Einführung von Kapazitätsmärkten in Deutschland ausgesprochen. Er habe Zweifel daran, dass dies „eine geeignete Lösung wäre, um neuen Anforderungen an das Strommarktdesign gerecht zu werden,“ schreibt Reitz in einem Namensartikel in EPID.

Reitz, seit einem Jahr EEX-Chef, warnt darin vor „übereiltem Aktionismus“. Vielmehr sollten die Thematik und mögliche Lösungsansätze zunächst gründlich analysiert werden. Dazu gehöre es auch, „Randbedingungen und Potentiale mit in die Analyse einzubeziehen, die bisher weitgehend außen vorgelassen worden sind.“ Zentral für einen effizienten Markt sei außerdem die vollständige Marktintegration der Erneuerbaren. Deren Erzeugung müsse sich an Marktpreisen orientieren.

EEX und EPEX SPOT hatten vor kurzem die vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragte Studie zu Kapazitätsmärkten des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln (EWI) kritisiert. In einer Stellungnahme zeigte man sich „besorgt über die aktuelle Diskussion, da bereits ihr Vorhandensein negative Auswirkungen auf die Handelsvolumina an den Terminmärkten für Elektrizität“ habe. ->Quelle

Kartellamtspräsident für Quote und Kapazitätsmärkte

Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hat sich in der FAZ (20.07.2012) zugunsten eines runderneuerten Fördermodells für Erneuerbare Energien ausgesprochen. Bleibe es beim geltenden Fördermodell, werde man die stromintensive Industrie vertreiben und den bestehenden Kraftwerkspark partiell in Investitionsruinen verwandeln. Seiner Meinung nach folgt die derzeitige Förderungssystematik zu sehr dem Modell einer Anschubfinanzierung für eine im Entstehen begriffene Industrie. „Eine Fortsetzung dieses Förderregimes droht die Haushaltskunden finanziell zu überfordern, die stromintensive Industrie zu vertreiben und den bestehenden konventionellen Kraftwerkspark partiell in Investitionsruinen zu verwandeln“. Bereits 20 Prozent des Stroms in Deutschland seien im vergangenen Jahr außerhalb jeglicher Marktmechanismen produziert und vertrieben worden. Als Folge gebe der Strompreis an der Börse immer besser Auskunft über die aktuellen Wetterverhältnisse, als die tatsächlichen Knappheitssignale des Marktes widerzuspiegeln. „Zudem explodieren aufgrund der Fehlanreize die Kosten“. Mundt schlägt als Lösung ein Quotenmodell vor, bei dem die Stromversorger verpflichtet werden, einen bestimmten Anteil des gelieferten Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Dies sei am ehesten geeignet, die Ausbauziele effizient und kostengünstig zu erreichen. Die Versorgungssicherheit durch volatile Energieträger könnten so genannte „Kapazitätsmärkte“ am besten gewährleisten, Mechanismen, bei denen Kraftwerksbetreiber nicht erst für die Lieferung von Strom, sondern schon für das Bereithalten von Kraftwerkskapazitäten und gesicherter, schnell abrufbarer Leistung entlohnt werden.
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