MPG-Alt-Präsident Staab gestorben

Max-Planck-Gesellschaft trauert um Alt-Präsident Heinz A. Staab

Der frühere Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und langjährige Direktor am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, Heinz A. Staab, ist im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Der Chemiker Staab führte von 1984 bis 1990 die MPG und leitete seit 1974 die Abteilung Organische Chemie am Max-Planck-Institut (MPI) für medizinische Forschung. „Mit Heinz Staab verlieren wir einen herausragenden Wissenschaftler und einen Wissenschafts-Organisator mit viel Verhandlungsgeschick“, würdigte ihn MPG-Präsident Peter Gruss.

Präsident Staab konnte als erster  die Politik davon überzeugen, der Max-Planck-Gesellschaft Planungs-Sicherheit zu gewähren. Auf dem sogenannten „Bildungsgipfel“ von Bundeskanzler Kohl mit den Ministerpräsidenten der Länder und den deutschen Wissenschafts-Organisationen wurde 1986 eine fünfprozentige Haushalts-Steigerung über fünf Jahre beschlossen – eine Trendwende in der Forschungs-Finanzierung. Diese verlässliche Steigerung des Haushalts bildete die Grundlage für die innovative Erneuerungsfähigkeit der MPG: In die Amtszeit Staabs fielen 54 Berufungen, und der gezielte Ausbau bestehender Institute wie des für Hirnforschung, für Meteorologie, Festkörperforschung, Metallforschung und Immunbiologie. Aber viele neuen Initiativen wurden in Angriff genommen: mit der Gründung des MPI für Gesellschaftsforschung in Köln, der Einrichtung der Arbeitsgruppen für strukturelle Molekularbiologie am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, des Max-Delbrück-Laboratoriums in Köln, der Klinischen Arbeitsgruppe für Rheumatologie in Erlangen und der Projektgruppe für kognitive Anthropologie.

Außerdem beschloss der Senat in Staabs Amtszeit die Gründung des MPI für Informatik in Saarbrücken sowie Planungen für das MPI für marine Mikrobiologie in Bremen und das für terrestrische Mikrobiologie in Marburg. Gleichzeitig legte Staab durch enge Beziehungen mit Wissenschaftlern der ehemaligen DDR die Basis für die nach dem Fall der Mauer wegweisende Umstrukturierung des Institutsnetzes im Rahmen des Aufbaus Ost.

Der Name Staab ist zudem mit der Aufarbeitung der Vergangenheit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) verbunden, die bis Anfang der 80er-Jahre von der MPG tabuisiert worden war. Hierfür war er prädestiniert, da er sich schon in den früh  um enge Wissenschaftlerkontakte mit Israel und dem Weizmann-Institut bemüht hatte. In seiner Rede bei der Jahresversammlung 1986 in Aachen brach Staab mit einem über Jahrzehnte wirksamen Dogma: „Die verbreitete Ansicht, dass die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Zeit des Dritten Reiches verhältnismäßig unberührt überstanden hätte, halte ich nicht für berechtigt.“

1990 ließen Staab und sein Amtsnachfolger Hans F. Zacher von KZ-Häftlingen oder Euthanasie-Opfern stammende Hirnpräparate im Rahmen einer feierlichen Gedenkstunde auf dem Münchner Waldfriedhof beerdigen. Im gleichen Jahr erschien eine von den Historikern Rudolf Vierhaus und Bernhard vom Brocke herausgegebene Festschrift zur „Geschichte und Struktur der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck Gesellschaft“. Sie wurde zur Grundlage für eine 1997 eingesetzte unabhängige Präsidentenkommission zur Erforschung der Geschichte der KWG im Nationalsozialismus wurde.

1990 verzichtete der Chemiker und Mediziner Staab auf eine weitere Amtszeit, um sich ganz auf seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der physikalischen und biologischen Chemie zu konzentrieren. Er beschäftigte sich mit den physikalischen Eigenschaften von Verbindungen wie z.B. deren elektrischer Leitfähigkeit. Außerdem  stellte er wichtige Reagenzien für die chemische Synthese her, die bis heute aktuell sind und weltweit in der präparativen Chemie eingesetzt werden. In späterer Zeit widmete sich Staab dem Mechanismus der Photosynthese und synthetisierte Verbindungen mit welchen er die Schlüsselschritte der biologischen Energiespeicherung nachbilden konnte.

Nach seiner MPG-Amtszeit war Staab von 1994 bis 1996 Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Auf Grund seiner vielfältigen Verdienste wurde er, der seit 1963 einen Lehrstuhl an der Heidelberger Universität innehatte, mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und 1996 mit der Harnack-Medaille, der höchsten Auszeichnung für besondere Verdienste um die Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet.
->Quelle: Max-Planck-Gesellschaft