Strom aus der Wüste: Realität oder Fata Morgana?

Lesehinweis:
Desertec – eine kritische Bestandsaufnahme

von Matthias Ruchser in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen

Der Autor setzt sich mit den hochfliegenden Plänen auseinander, dass bis 2050 15 bis 20 Prozent des europäischen Strombedarfs aus den Wüsten des MENA-Raums stammen könnten. Solarify zitiert mit seiner freundlichen Genehmigung und bietet einen „Weiterlesen“-Link an:

„Im Juli 2012 jährten sich zwei Initiativen, die für die zukünftige Energieversorgung Europas, des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA) von großer Bedeutung sein könnten: Die am 13.7.2008 gegründete ‚Union für das Mittelmeer'(UfM) mit ihrem Mittelmeer-Solarplan (MSP) und die Vorstellung der Desertec-Industrie-Initiative im Jahr 2009. Hinzu kommt seit 2010 die in Medgrid umbenannte Transgreen-Initiative zur Analyse der technischen, ökonomischen und institutionellen Machbarkeit eines Stromnetzes zwischen Europa und Nordafrika. Während vor allem die Gründung der privatwirtschaftlichen Desertec-Industrie-Initiative (Dii) im Jahr 2009 große mediale Wellen geschlagen hat, ist es in Zeiten der Finanzkrise und des Arabischen Frühlings um die Strom-aus-der-Wüste-Initiativen ruhiger geworden.“

Dii-Studie Desert Power 2050 – Deutschland Importeur? Lob und Tadel

Kritisch würdigt Ruchser die Dii-Studie Desert Power 2050 (mit FRaunhofer ISI) – die weise Deutschland künftig die Rolle eines Stromimporteurs zu, Großbritannioen dagegen die eines sogenannten „Balancelandes“ – das bezweifelt Ruchser; die Realitäten seien andere:

„Die reale Ausbaudynamik übertrifft …sowohl die Annahmen der Dii-Studie als auch die der Bundesregierung. Und das von den Erneuerbaren-Gegnern heraufbeschworene Horrorszenario, dass Deutschland mit dem Kernenergieausstieg zum Stromimporteur werden könnte, wird von den vorläufigen Zahlen der Übertragungsnetzbetreiber ins Märchenreich verwiesen: die deutschen Stromausfuhren übersteigen die Stromimporte seit Jahresbeginn um etwa 17 Mrd. kWh.“

Wie weiter? Noch hohe Hürden

Die Hürden vor der Verwirklichung der Vision sind noch hoch: „Sind die Zweifel angebracht, die immer wieder in Zusammenhang mit der Realisierung der Strom-aus-der-Wüste-Idee formuliert werden? Sind die Ankündigungen von Siemens und Bosch Rexroth, die Desertec-Industrie-Initiative zum Ende des Jahres 2012 zu verlassen, bereits Anzeichen für erste Auflösungsanzeichen der Initiative? Kein Zweifel – bis der Strom aus der Wüste fließen kann, müssen noch einige Hindernisse überwunden werden. Von den Projekten müssen auch die Standortländer der Kraftwerke profitieren, prioritär bei der Verwendung des erzeugten Stroms, aber auch entlang der Wertschöpfungskette der Kraftwerke selbst. “

M. Ruchser ist Gründer von Energetic Consulting und Leiter der Stabsstelle Kommunikation des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE), Bonn.

->Quelle und weiterlesen: www.die-gdi.de; veröfffentlicht in ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 62. Jg. (2012) Heft 12