Asbeck am Abgrund

Solarworld kämpft ums Überleben – Schuldenschnitt erwartet

Das Handelsblatt titelte lakonisch: „Der Sturz des Sonnenkönigs“ und später: „Solarworld-Aktie fällt Richtung Pennystock“: Solarworld kämpft offensichtlich ums Überleben, der Bonner Konzern scheint immer stärker in Bedrängnis zu kommen. Gläubigern droht ein Schuldenschnitt. Der Aktienkurs brach am 25.01.2013 ein, an der Börse in Stuttgart wurden sie nur noch zu rund einem Viertel ihres Nennwerts gehandelt. Ähnlich die Schuldverschreibungen.

Kein Wunder, denn: „Gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten der Gesellschaft, insbesondere den ausgegeben Anleihen und Schuldscheindarlehen“ seien „notwendig“, hatte das Unternehmen am Abend zuvor  mitgeteilt. Gleichzeitig beteuert die Pressemitteilung Optimismus heischend „eine überwiegende Wahrscheinlichkeit, dass die erforderliche finanzwirtschaftliche Restrukturierung und notwendige Maßnahmen operativer Art – im allseitigen Interesse – umgesetzt werden können und somit eine positive Fortführungsprognose besteht“.

Asbeck hat einen Sündenbock gefunden, schon länger:  China. „Mir tut es weh, was mit unserer Branche geschieht“, sagte der Solarworld-Chef im Dezember 2012 dem Manager Magazin“ – und: „All das, was wir deutschen Pioniere 30 Jahre lang an Aufbauarbeit betrieben haben, die ganze Forschung, unser Wissen, all das liefern wir den Chinesen aus.“

Lange Zeit war der „Sonnenkönig vom Rhein“ der Liebling der Branche. Zur Fußball-WM in Südafrika 2010 baute er (publikumswirksam) 35 Solarfernsehstationen auf, damit die Menschen auf dem Land die Spiele sehen konnten. Aufsehen erregte 2008 sein Übernahmeangebot von Opel, mit dem Plan, Opel zum ersten grünen Autoproduzenten Deutschlands zu machen; Asbeck bestritt, dass es sich hierbei um einen PR-Gag handelte.

„Wenn Solarworld eine Zukunft hat, dann wohl nur im Ausland

So überschreibt Marlies Uken ihren Zeit-Blog-Beitrag zum Thema Solarworld: „An dieser Stelle leiste ich einmal Übersetzungshilfe bei der jüngsten Ad-hoc-Mitteilung von Solarworld, Deutschlands letztem ernst zu nehmenden Solarunternehmen”. Sie bedeute „im Klartext: Es steht so schlecht um Solarworld, dass die Anteilseigner und Kreditgeber eventuell einen Schuldenschnitt in Kauf nehmen müssen. Solarworld-Chef Frank Asbeck betont zwar, dass es nicht um eine Insolvenz gehe. Aber was sonst soll sich hinter dem Wort ‚Fortführungsprognose‘ in Kombination mit ‚überwiegende Wahrscheinlichkeit‘ verbergen?“

Auf jeden Fall, so Uken, sei die Lage so angespannt, dass Solarworld schon 2012 Stellen gestrichen und kurzgearbeitet habe, und offenbar jetzt auch Lohneinbußen für die Mitarbeiter im Gespräch seien. Schuld sei der Preisverfall bei den Solarmodulen. Inzwischen sitze „Solarworld auf Schulden von mehr als einer Milliarde Euro. Und das Vertrauen der Anleger ist weg: Nach den jüngsten Meldungen brachen die Solarworld-Anleihen auf ein Viertel ihres Nennwerts ein.“

Die Fertigung eines Massenprodukts wie Solarzellen sei in Asien einfach günstiger, so dass die Modulproduktion in Deutschland offenbar keine Zukunft habe: „Es wäre eine riesige Überraschung, wenn gerade Solarworld sich erfolgreich gegen diese Entwicklung stemmen könnte“, so Uken in ihrem Blog.

Solarworld, mit seinen rund 2.500 Mitarbeitern in Singapur, in den USA, selbst in Südafrika präsent, müsse sich „smarter aufstellen“, wenn es den Preiskampf überleben wolle. „Und das wird wohl heißen: Vielleicht können Forschung und Entwicklung in Europa bleiben. Aber Produktion und Fertigung wandern wohl dorthin, wo es vor allem günstig ist. Und das heißt: nach Asien.“
->Quelle(n): www.solarworld.de; www.handelsblatt.comwww.handelsblatt.com1; blog.zeit.de/gruenegeschaefte; www.welt.de;