Ohne Vertrauen keine Energiewende

Chancen und Risiken des Energiemarkts für Verbraucher
Verbraucherzentrale und Bundesnetzagentur tagten

An der Börse sinken die Strompreise, aber für Haushaltskunden steigen sie. Und obwohl fast alle durch den Wechsel zu einem günstigeren Anbieter sparen könnten, wechseln viele nicht. Der Wettbewerb am Strom- und Gasmarkt und die steigenden Energiepreise waren Thema der Veranstaltung „Energiemarkt im Wandel“ des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) und der Bundesnetzagentur.

Etwa 40 Prozent der Verbraucher verharren bei ihrem lokalen, meist teuren Grundversorger. Aus Sicht des vzbv ist ein Grund dafür die Angst vor unseriösen Anbietern. „Selbst wenn die Insolvenzgefahr eines Anbieters bereits bekannt ist, werden Neukunden mit Dumpingpreisen gelockt und zur Vorkasse verpflichtet“, sagt vzbv-Vorstand Gerd Billen. „Damit der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter nicht zu einem Risiko wird, brauchen Kunden mehr Transparenz. Schwarze Schafe müssen klar benannt und vom Markt ausgeschlossen werden.“ Nur wenn die Verbraucher schnell und verlässlich die Qualität eines Versorgungsunternehmens einschätzen kann, wäre fairer Preiswettbewerb möglich und könnten sich die Vorteile des freien Markts für die Endverbraucher auszahlen. Ein dermaßen funktionierender Wettbewerb, der preissenkend wirken könne, sei gegenwärtig noch nicht erreicht.

Aus Sicht der Bundesnetzagentur waren die Bedingungen noch nie so gut, die Verbraucher zu aktiven Teilnehmern am Energiemarkt zu machen. Die Prozesse zum Wechsel des Lieferanten und dezentraler Erzeugungseinrichtungen sind standardisiert und laufen inzwischen rund. Verbraucher haben mit der Schlichtungsstelle Energie eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, ihre Interessen durchzusetzen. Der Energiepreis ist wesentlicher Treiber für das Verbraucherverhalten, denn mit steigendem Preis steigt auch das Interesse der Kunden an einem Versorgerwechsel. Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur: „Es ist noch nicht alles optimal, aber wir brauchen nicht laufend neue Regelungen, wenn alle Akteure ihre Aufgaben erfüllen und ihre Möglichkeiten wahrnehmen. Das betrifft die Energieberatung, die Schlichtung, die Standardisierung von Verträgen und Prozessen, innovative Dienstleistungen der Lieferanten und guten Rechtsschutz vor Gerichten – auch unterstützt durch Verbraucherverbände.“