Altmaier: Fracking chancenlos

Shell Energie-Dialog in Berlin „Weltweiter Erdgasboom: Verliert Europa den Anschluss?“ – Noch 250 Jahre Erdgas

Der derzeitige Erdgasboom ist gewaltig und hat weitreichende Folgen auch für die Energiewende in Deutschland: „Vor unseren Augen vollzieht sich eine energiewirtschaftliche Revolution, die weltweit die bislang geltenden Prämissen auf den Kopf stellt“, erklärte Dr. Peter Blauwhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Shell Holding zum Auftakt des Shell Energie-Dialogs am 28. 02. 2013 in Berlin.

Große Mengen an Erdgas, die noch vor wenigen Jahren als nicht erschließbar galten, sind heute durch technische Innovationen förderbar. Allein in den USA wurde innerhalb von nur sechs Jahren die Gasproduktion um ein Viertel erhöht. Blauwhoff: „Nach heutigen Erkenntnissen reichen die weltweiten Gasreserven für die nächsten 250 Jahre. Nicht die Verfügbarkeit ist die Herausforderung, sondern der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen.“

Weltweit gibt es also einen Erdgasboom. Droht aber Europa, den Anschluss zu verlieren? Das war die Frage, der hochkarätige Referenten und 450 Besucher auf dem Shell Energie-Dialog Ende Februar nachgegangen waren. Eingeladen hatten Shell und das Forum für Zukunftsenergien e.V.

Klimaschutz im Blick

Die Lage in Europa ist unübersichtlich: „Zwei Jahre nach dem Reaktorunglück von Fukushima fehlen klare energie- und klimapolitische Prioritäten“, mahnte Dr. Matthias Bichsel, Director Projects and Technology, Royal Dutch Shell. Er forderte, die Energiepolitik eindeutig am Klimaschutz als oberstem Ziel auszurichten. Seine Schlussfolgerung: „Für Europa ist die Kombination von erneuerbaren Energien und dem saubersten fossilen Energieträger – nämlich Gas – die beste Lösung.“

Gas als Brückentechnologie – auch für Michael Sailer, Geschäftsführer des Öko-Instituts, ist das der richtige Ansatz, um die Energiewende in Deutschland erfolgreich durchzusetzen. Er wies auf die vergleichsweise kohlendioxidarme Emission des fossilen Brennstoffes hin: „Erdgas erzeugt bei der Verbrennung 50 Prozent weniger klimaschädliches CO2 als Braunkohle, 40 Prozent weniger als Steinkohle, und 25 Prozent weniger als Mineralölprodukte.“ Sailer glaubt aber nicht, dass die Gas-Revolution auf dem US-Markt Auswirkungen auf den Gaspreis in Europa haben wird. Anders als beim Öl gebe es für den Energierohstoff Gas keinen Weltmarktpreis.

Die Nachfrage nach Gas werde in den kommenden Jahrzehnten aufgrund des Energiehungers der Schwellenländer deutlich zulegen. Ein klares Konzept für den fossilen Brennstoff Gas im Energie-Mix sei daher dringend erforderlich – auch um den steigenden Einsatz der klimafeindlicheren Kohle zurückzudrängen. „Wir müssen Investitionsanreize für den Betrieb und den Neubau von modernen Gaskraftwerken schaffen“, fordert der Geschäftsführer des Öko-Instituts.