Umweltstiftung entzieht Carlo-Foundation Unterstützung

Deutsche Umweltstiftung beendet Zusammenarbeit mit Liechtensteiner Banken

Die Deutsche Umweltstiftung hat am 28.02.2013 ihre Mitarbeit im Trägerkreis der  „Carlo-Foundation“ aufgekündigt. Im Juli 2012 war die Rating-Stiftung gemeinsam mit dem liechtensteinischen Bankenverband, der Regierung des Fürstentums Liechtenstein und dem deutschen Finanzdienstleister Mama AG gegründet worden.

Jörg Sommer, Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung, begründete die Kündigung mit „unterschiedlichen strategischen Interessen und Einschätzungen der Beteiligten“. Ausschlaggebend sei zuletzt die Tatsache gewesen, dass Liechtenstein sich in den vergangenen Monaten offensiv bemüht habe, zu einem attraktiven Hedge-Fonds-Standort zu werden. „Das aber ist,“ so Sommer, „mit dem Wunsch, Standort einer nachhaltigen Rating-Agentur zu werden, nicht glaubhaft zu verbinden. Für die Deutsche Umweltstiftung ist eine Zusammenarbeit aus ethischen Gründen nicht weiter vertretbar.“

Für die Deutsche Umweltstiftung ist mit diesem Schritt das Thema „Nachhaltiges Rating“ jedoch nicht beendet. Der Geschäftsführer der Stiftung, Erich Weber, betonte, dass die Stiftung sich hier weiter engagieren wird: „Die Carlo-Foundation entstand aus einer Initiative der Deutschen Umweltstiftung zu einem nachhaltigen Finanzmarkt. Und wir sind heute mehr denn je der Überzeugung, dass der Finanzmarkt völlig neue und nachhaltige Ratingansätze braucht. Wir werden unsere Aktivitäten auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ratingkultur fortführen. Gemeinsam mit Organisationen wie dem Deutschen Naturschutzring, dem Ökosozialen Forum, dem Global Marshall Plan, Misereor und dem Caritasverband unterstützt die Deutsche Umweltstiftung deshalb auch die Initiative Nehmen und Geben als Basis für ein ethisch-ökologisches Rating.“

Die Deutsche Umweltstiftung ist außerdem Mittträger der erfolgreichen Kampagne Steuer gegen Armut für eine internationale Finanztransaktionssteuer.

Nachhaltigkeit per Kunden-Umfrage definiert

Am Tag, an dem die Deutsche Umweltstiftung der Carlo-Foundation den Stuhl vor die Tür stellte, kündigte diese eine Umfrageaktion bei den investitionswilligen Stakeholdern zum Thema Nachhaltigkeit an: Die gemeinnützige Stiftung habe sich zum Ziel gesetzt, eine „unabhängige Bewertung von Finanzprodukten zur Förderung eines nachhaltigen Finanzmarktes und ebensolcher Geschäftsmodelle aufzubauen. Im Mittelpunkt der Stiftung steht die Schaffung eines Mindeststandards für nachhaltige Geldanlagen sowie die Entwicklung eines ‚integralen‘ Ratingmodell, das auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial und ökonomisch) beruht“.

Zentraler Aspekt für den Aufbau dieses transparenten Bewertungssystems sei die Definition nachhaltiger Geldanlagen. Dafür wurden zahlreichen Adressaten Fragebögen angekündigt: „Ein Qualitätsmaßstab für Finanzprodukte kann nur dann breite Akzeptanz finden, wenn er die Anforderungen ganz unterschiedlicher Stakeholder reflektiert. Auch Ihre Ideen und Beiträge sollen daher Grundlage des künftigen Bewertungsansatzes der CARLO Foundation werden.  Hierfür werden wir in den nächsten Wochen einen Online-Fragebogen direkt an Sie versenden mit der Bitte, diesen zu auszufüllen.“

Fragwürdige Methode

Man wolle „die erhobenen Ergebnisse in die Bewertungsmethodologie einfließen lassen“. Genau dieser Ansatz gilt aber unter Nachhaltigkkeits-Experten als fragwürdig. Noch eine ganze Weile wurde als Gründerin auch die Deutsche Umweltstiftung genannt, die auch noch lange nach ihrer Absage auf der Webseite der Carlo-Foundation“ prangte: „Gemeinsame Gründer der CARLO Foundation sind: die Deutsche Umweltstiftung, die Regierung des Fürstentums Liechtenstein, die MAMA AG und der Liechtensteinische Bankenverband. Sie entstand aus einer Initiative der Deutschen Umweltstiftung zu einem ’nachhaltigen Finanzmarkt‘ in gemeinsamer Entwicklung mit dem Think-Tank der MAMA AG. In Liechtenstein traf man auf eine sehr positive Grundhaltung dem Thema gegenüber.“ Der Deutschen Umweltstiftung scheint diese „positive Grundhaltung“ abhanden gekommen zu sein.
->Quelle: deutscheumweltstiftung.de; carlofoundation.org; www.solarify.eu