Energie-Effizienz durch den Verputz

Bambergs Altstadthäuser mit neuem Putz

So sollen reflektierende Beschichtungen unter der Sonne Istanbuls und Dämmputze in Bamberg zeigen, was sie können. Die Bamberger sind stolz, an dem Projekt teilzunehmen. „Wir wollen zeigen, dass Bamberg nicht nur eine mittelalterliche Stadt ist, sondern dass wir auch modern denken“, sagt Michael Ilk, Stadtrat der Stadt Bamberg. „Das Thema Energieeinsparung ist ein bundesweites Thema – wenn wir über das Projekt Effesus ein Mosaiksteinchen dazu beitragen können, wäre das klasse.“

Doch warum sollte man für historische Gebäude einen anderen Dämmputz brauchen als für neue Häuser? „Herkömmliche Dämmputze sind mit bis zu zehn Zentimetern recht dick. Vorsprünge und andere Details gehen verloren oder lassen sich nicht mehr eindeutig ablesen. Ziel ist es daher, Dämmputze mit nur zwei bis drei Zentimetern Dicke zu entwickeln“, sagt Claudia Schindler, Wissenschaftlerin am IBP. Dazu kombiniert der niederländische Hersteller den Putz mit dämmenden Aerogelen – also hochporösen Festkörpern, deren Volumen bis zu 99,98 Prozent aus Poren besteht und die Wärme daher gut im Haus hält.

Bevor diese Dämmputze jedoch auf Bambergs historischen Fassaden aufgebracht werden, sind von den Forschern wissenschaftliche Untersuchungen – an eigens für solche Versuche gebauten Testhäusern – durchzuführen. Erst wenn die Putze hier gute Ergebnisse erzielt haben, versehen die Wissenschaftler eine etwa hundert Quadratmeter große Wand des Bamberger Rathauses Geyerswörth damit. „Bevor wir den Putz auftragen, untersuchen wir den Wandzustand. Den Dämmputz versehen dann wir mit Messsensorik“, sagt Schindler. Mittels Sensoren können die Temperatur und der Feuchtegehalt des Putzes bestimmt werden, um deren Einflüsse auf die Wärmeübertragung zu ermitteln. Zudem analysieren die Forscher, wie sich der Energiebedarf des Raumes ändert, der direkt hinter der zu verputzenden Wand liegt.

Entscheidungshilfe Software

Weiterhin ist eine zentrale Aufgabe von EFFESUS, eine Software zu entwickeln, die es Architekten und anderen Experten erleichtern soll, Entscheidungen zu treffen. Die Software liefert ihnen beispielsweise konkrete Informationen darüber, welche Möglichkeiten es in den jeweiligen Quartieren zur Energieerzeugung gibt – und welche von vorne herein durch die Struktur des Stadtviertels ausgeschlossen werden können. Welche Daten müssen in das System eingegeben werden? Welche dienen nur zum „Verfeinern“ der Ergebnisse? Wie kommt man an diese Daten und wie müssen sie aufbereitet sein? Diese Fragen wollen auch die IBP-Wissenschaftler im Projekt EFFESUS klären.
->Quelle: fraunhofer.de