Historischer Rekord-CO2-Wert gemessen

Überschreitung der Zwei-Grad-Grenze immer wahrscheinlicher

Das Datum 09.05.2013 könnte bald ähnliche historische Bedeutung annehmen wie der 8. Mai 1945 (Ende des Zweiten Weltkriegs). Denn am Abend dieses Tages haben die amerikanische Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) und die Scripps Institution für Meereskunde auf Hawaai zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit einen Tages-Durchschnittswert von 400 ppm (Teilchen pro einer Million Teilchen) CO2 in der Atmosphäre gemessen. Zuvor war dieser symbolisch bedeutsame Wert schon einmal in der Aktis und im Messlabor Mauna Loa auf Hawaai mehrfach stundenweise gemessen worden. Doch die magische Schwelle ist am 9. Mai erstmals überschritten worden, bestätigte die NOAA am 10.Mai. Seit 1958 messen Wissenschaftler die CO2-Konzentration in der Luft von der Station Mauna Loa auf Hawaii aus. Es ist die älteste Kohlendioxid-Messstation der Welt; die Ergebnisse gelten als Referenzwerte.

Mit 400 ppm überschreitet der CO2-Anteil ein Niveau, das zuletzt im Pliozän erreicht wurde (damals, vor 5 Millionen Jahren, war der Mensch noch ein Zukunftsentwurf). Infolgedessen steigen auch die Temperaturen – mit nicht kalkulierbaren Folgen. Wenn die globale Erwärmung zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau überschreitet, ist schwer kalkulierbar, wie sich das Klima weiter entwickelt. Das Risiko, nicht mehr umkehrbare Prozesse (sogenannte Kippschalter) auszulösen, steigt nach dieser Schwelle weiter beträchtlich an.

Warnsignal

Die symbolische Schwelle wurde mit einem durchschnittlichen Tageswert von 400,03 (NOAA) bzw. 400,08 (Scripps) nur geringfügig überschritten. Für die Klimaforscher ist es dennoch ein Warnsignal für die fortschreitende und sich beschleunigende Klimaerwärmung. Es ist nicht nur der höchste Wert seit Beginn der Messungen im Jahr 1958, als die CO2-Konzentration noch bei 315 ppm gelegen hatte, die CO2-Konzentration ist vermutlich auch höher als die letzten 3 Millionen Jahre. Während der letzten 800.000 Jahre habe die CO2-Konzentration, so die NOAA, zwischen 180 ppm bei Eiszeiten und 280 ppm bei Wärmeperioden geschwankt. Heute, so die NOAA, erhöhe sich die Konzentration hundertmal schneller als nach dem Ende der letzten Eiszeit.

Der Leiter des Earth System Science Center an der Penn State University, Michael Mann, äußerte sich sehr besorgt über das Tempo, mit dem die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt. „Es gibt keinen Präzedenzfall in der Geschichte der Erde für solch einen abrupten Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen“, sagte Mann der Nachrichtenagentur AFP. Lebewesen könnten sich an langsame Veränderungen ihrer Lebensbedingungen anpassen, bei dieser rasanten Veränderung sei dies aber nicht zu erwarten.
->Quelle(n): esrl.noaa.gov; tagesspiegel.de; nytimes.com; news.psu.edu; heise.de; app.handelsblatt.com