Klimaerwärmung gebremst – aber keine Entwarnung

Erde erwärmt sich langsamer

Ein internationales Forscher-Team an der Universität Oxford schreibt in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“, die Prognosen für die Erderwärmung seien bislang zu hoch angesetzt gewesen. Zur Entwarnung taugen diese Erkenntnisse nicht. Die Erde wird sich der Studie zufolge in den kommenden Jahrzehnten nicht ganz so stark erwärmen wie befürchtet. Ohne weitere Anstrengungen und Fortschritte im Klimaschutz dürfte die Erwärmung aber auf längere Sicht ein für die Menschheit gefährliches Niveau erreichen.

Die Wissenschaftler rechnen in ihrer Studie eine Erwärmung zwischen 0,9 und zwei Grad Celsius voraus. Grundlage ist der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre, der Mitte dieses Jahrhunderts ungefähr doppelt so hoch liegen dürfte wie vor Beginn der Industrialisierung – falls die Industrienationen den Ausstoß von Treibhaus-Gasen nicht drastisch reduzierten. Die Folgen, unter anderem Hitzewellen, Trockenheiten und Überschwemmungen, wären fatal. Richard Allan von der britischen Universität Reading schreibt in der Studie, das Gesamtbild werde damit aber nicht verändert. „Das gibt uns mit Sicherheit keinen Grund zum Zurücklehnen“.

Kein Anzeichen für dauerhaften Rückgang

Ausgangspunkt für die Studie war die Frage, ob die seit 1998 festgestellte Verlangsamung der Erwärmung der Erdatmosphäre ein Zeichen für einen dauerhaften Rückgang sein könnte. Dies bestätigte sich nun aber nicht. Es sei wichtig, Veränderungen innerhalb eines Jahrzehnts nicht überzubewerten, sagte Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Im vergangenen Jahrzehnt habe sich die Erde insgesamt weiter erwärmt. Dies sei aber statt an der Erdoberfläche tief im Ozean passiert.

2007 hatte der Weltklimarat vor einem maximalen Temperaturanstieg um 6,4 Grad in diesem Jahrhundert gewarnt. Die Erwärmung der kommenden 50 bis 100 Jahre werde wahrscheinlich „im Bereich aktueller Klimamodelle liegen, aber nicht am oberen Ende ihrer Reichweite“, erklärte Ko-Autor Alexander Otto von der Universität Oxford.

Dass Daten nun die schlimmsten Prognosen ausschlössen, sei eine gute Nachricht, betonte Studien-Ko-Autor Reto Knutti von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Aber selbst wenn die Wirkung am unteren Ende der Prognosen liege, „bleibt die Erwärmung weiter deutlich über dem Zwei-Grad-Ziel, auf das sich Länder verständigt haben.“
->Quelle(n): nature.comscienceworldreport.com; stern.de; welt.de; wort.lu