Geld oder Glaube

Die junge Kollegin Tina Ternus vom photovoltaikbüro hat eine sehr überzeugende Rechnung an- und vorgestellt. Sie bezieht sich auf die öffentliche (vor allem Medien-)Wahrnehmung der angeblich preistreibenden Öko-Energien. Sie hat für ihre Rechnung einfach die Zahlen der Netzbetreiber des Jahres 2012 (vorläufig) mit denen aus 2011 verglichen. Diese Zahlen sind jedem zugänglich, auch den Panikmachern in manchen Medien.  Man könne den Zahlen, so Tina Ternus, bis „auf die letzte Kommastelle entnehmen, wie viel Geld in Form von Vergütungszahlungen an alle EEG-Anlagenbetreiber 2012 geflossen“ sei: 16.621.170.295,30 Euro. Diese Summe, stolze 16,6 Milliarden Euro, hat sie mit der verglichen, die 2011 an die Betreiber ausgezahlt wurde. Die sei der Jahresrechnung 2011 entnehmbar und habe 16.369.030.162,63 Euro betragen. Und dann nahm Ternus ihren Taschenrechner und rechnete die prozentuale Steigerung aus, „die selbst mit einem Rekordzubau neuer Photovoltaik-Anlagen nur marginal bleibt: 1,54 Prozent!“ Trotz des gewaltigen PV-Rekordzubaus wurden 2012 nur eineinhalb (!) Prozent mehr Vergütungen an EEG-Anlagenbetreiber bezahlt als im Jahr davor. Warum stieg aber die EEG-Umlage um satte 45 Prozent? Es liegt an der Systematik des EEG. Claudia Kemfert erklärt das anschaulich in ihrem jüngsten Buch „Kampf um Strom„: Die Höhe der EEG-Umlage errechne sich aus der Differenz zwischen einer festgesetzten Vergütung und dem Börsenpreis. Beträgt letzterer zum Beispiel 5 Cent, während man einem Windenergie-Anbieter die Abnahme seines Stroms zu einem Festpreis von 13 Cent versprochen hat, so werden die 8 Cent Differenz auf den Strompreis umgelegt.“ Nun werde die Menge des jeweils produzierten Ökostroms mit der Differenz zwischen je unterschiedlichen Festpreisen und Börsenpreisen multipliziert – z. B. den 8 Cent für Wind. Dann würden diese Kosten gegen Effekte aufgerechnet, die aus zahlreichen Ausnahmeregeln entstünden (Einnahmen aus dem Strom-Direktverkauf oder durch vermiedene Netzentgelte). Erst hieraus ergäben sich dann die eigentlichen Differenzkosten, die schlussendlich als EEG-Umlage den Endkundenpreis ausmachten. „Sinkt nun der Börsenpreis, dann erhöht sich die Umlage.“ Das ist nicht für alle leicht zu verstehen – gar nicht für Interessierte, die ohnehin nichts von Erneuerbaren und Energiewende halten und hören wollen, aus welchen Gründen immer, sei es Geld oder Glaube – oder auch nur deshalb, weil das Schlagwort von der „Energiearmut“ plakativer ist. -ho-