Desertec-Zoff hat
allen geschadet

Der Streit in der Führung der Desertec Industrie-Initiative (Dii GmbH) ist gelöst. Die Gesellschafter der Wüstenstrom-Initiative wollten die Dii durch eine Strategie-Verstärkung neu beleben und bestätigten Paul van Son als alleinigen Geschäftsführer im Amt. Die bisherige Ko-Managerin Wieland verließ das Unternehmen mit sofortiger Wirkung, ihr wurde pflichtgemäß gedankt.
Fata Morgana Wüstenstrom?„, „Desertec im Sande verlaufen“ oder „Desertec – Wüstenstrom-Projekt zerbricht“ – nur drei der aktuellen fünf- bis achttausend Schlagzeilen allein im letzten Monat. Alle schmeicheln nicht sonderlich den Verfechtern der Vision vom Wüstenstrom. Die Desertec Foundation (DF) hat der von ihr selbst mitgegründeten Desertec Industrial Initiative (Dii) die Brocken hingeschmissen, will ihr den Namen aberkennen (sie hat die Rechte an der Wortmarke). Der Club of Rome, einst Ursprung der Dii, sieht sie „verschiedenen Interessen ihrer Gesellschafter ausgesetzt, die das Projekt zu ihren Vorteilen verändern wollen. Im Richtungsstreit innerhalb der Dii haben sich offensichtlich kurzfristige Lobbyinteressen der Energiekonzerne durchgesetzt“.
Die Dii kontert, es gebe in ihrem Innern gar „keinen Richtungsstreit sondern eine persönliche Auseinandersetzung zwischen den beiden Geschäftsführern Aglaia Wieland und Paul van Son, die gelöst wird“. Es hätten sich keinerlei „Lobbyinteressen“ in der Dii durchgesetzt. „Undifferenzierte Beschuldigungen dieser Art bringen die Wüstenstrom-Idee jedenfalls nicht voran, sondern diskreditieren sie in völlig unnötiger Weise“, kommentiert Dii-Sprecher Schmidtke die Stellungnahme des Club of Rome.
Mit Letzterem hat Schmidtke Recht, aber auch der Club of Rome, wenn seine Vordenker von Kräften sprechen, denen die Wahrnehmung durchzusetzen gelungen sei, „dass die Energiewende in Deutschland von den Bürgern vor allem mit steigenden Strompreisen verbunden wird“.
Denn aller Streit hat eine fatale indirekte Folge: Die Reputation der Erneuerbaren nimmt Schaden. Die ewig Gestrigen, welche die Energiewende schon immer für eine geschäftsschädigende Schnapsidee wildgewordener Öko- und Klimatologen gehalten haben, bekommen Wasser auf ihre fossilen Mühlen – der CO2-Ausstoß ist keineswegs am Sinken, es wäre aber laut IEA, Weltbank und vielen anderen weniger üblichen Verdächtigen höchste Zeit.
Die Internationale Energieagentur sieht allerdings die Erneuerbaren Energien schon 2016 weltweit vor Gas, im Vergleich zur Atomkraft doppelt so hoch, Erneuerbare sollen in den nächsten fünf Jahren um 40 Prozent wachsen, Ökostrom werde bis 2018 25 Prozent Anteil am globalen Energie-Mix haben. Das ist wichtig, nicht kleinkarierter, intriganter Streit an der Dii-Spitze und kurzsichtige Reaktionen darauf. ho