Billiger Strom treibt den Preis

Vier Gründe für Billigstrom

Felix Matthes, Energieexperte des Öko-Instituts, sieht für die niedrigen Strompreise vier Gründe:

  1. Wegen der Wirtschaftskrise in Europa sinkt die Nachfrage an Energie insbesondere in den Nachbarländern.
  2. Dazu kommt, dass Steinkohle auf dem Weltmarkt derzeit günstig ist und
  3. die Preise für [[CO2]]-Zertifikate im Keller sind, da zu viele Zertifikate auf dem Markt sind.
  4. Zusätzlich sorgt die Photovoltaik besonders zu Spitzenlastzeiten während des Tages für ein höheres Stromangebot, verdrängt teure Gaskraftwerke und senkt die Preise noch weiter.

Die Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, sieht das ähnlich: „Die Gründe liegen vor allem im derzeit hohen Überangebot an Strom, nicht nur aus erneuerbaren Energien, sondern auch aus Braunkohle und Atomkraft“, sagt sie. Kemfert sieht darin allerdings keinen Dauerzustand: „Das ist ein Übergangsphänomen; die Frage ist nur, wie lange das Überangebot dauert“, sagt sie. Ab 2016, 2017 rechnet sie mit steigenden Preisen an der Börse, weil neben Atomkraftwerken auch konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen. Sie erwartet Stromknappheit mit hohen Preissprüngen an der EEX.

Kapazitäten contra Börse mit Echtzeit-Preis-Infos

Matthes sieht zwar auch ein tendenziell niedrigeres Stromangebot, die große Unbekannte sei allerdings die künftige Preisentwicklung bei Kohle und Gas. „Es wird nach der Bundestagswahl ein neues Strommarktdesign kommen müssen“, fordert er. Die Frage ist nur, welches. Hier stehen Kemfert und Matthes exemplarisch für zwei unterschiedliche Lager: Matthes glaubt, dass die Preise an der EEX auch künftig nicht ausreichen, um genug konventionelle Kraftwerke als Backup für Erneuerbare zu erhalten und fordert, entsprechende Kapazitäten nach einem zweistufigen Modell für bestehende und neue Kraftwerke zu ermitteln und anschließend in Ausschreibungen zu vergeben. Kemfert hält die Preissignale der EEX für ausreichend, wenn es Preisinformationen in Echtzeit gibt, anhand derer sich sowohl Verbraucher als auch Stromanbieter flexibel an die jeweilige Situation anpassen.

Notfalls Preisaufsicht durch Regierung

In einem sind sich allerdings beide einig: Dass die Bundesregierung Stromanbieter zur Not auch mit Preisaufsicht und Preisüberwachung dazu bewegen sollte, preissenkende Faktoren zum Verbraucher durchzureichen.
->Quelle: nachhaltigkeitsrat.de