Billiger Strom treibt den Preis

Nachhaltigkeitsrat diskutiert Modelle zur Abhilfe

Seit drei Jahren kennen die Börsenstrompreise nur eine Richtung: nach unten. Jetzt sind sie dauerhaft unter 40 Euro die Megawattstunde gesunken. Das sorgt für ein starkes Ungleichgewicht bei der Verteilung der Kosten für die Energiewende. Modelle, wie das zu ändern wäre, gibt es, schreibt der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE)  in seiner jüngsten Mitteilung und stellt zwei vor – von Claudia Kemfert, vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, und Felix Matthes, Energieexperte des Öko-Instituts.

Bereits seit mehreren Monaten sind die Preise an der European-Energy-Exchange-Strombörse in Leipzig auf einem historischen Tiefstand und fallen weiter. Kontrakte über ganzjährige, konstante Stromlieferungen für 2014 bis hin zum Jahr 2018, die bereits heute in geringem Umfang gehandelt werden, sind im Schnitt unter 40 Euro pro Megawattstunde gefallen. Die Indizes, sogenannte Phelix Baseload Year Futures, lagen seit ihrer Einführung im Jahr 2007 noch nie auf so niedrigem Niveau.

Folgen: Fossil-Betreiber wollen abschalten – EEG-Umlage steigt

Zwei Folgen: Die Betreiber konventioneller Kraftwerke klagen, dass sie auf diesem Preisniveau keine Gewinne mehr machen und drohen mit endgültigen Stilllegungen (siehe solarify.eu/evu-jammern-und-wollen-abschalten), was zu Engpässen bei niedriger Einspeisung erneuerbarer Energien führen kann – momentan allerdings kann die Bundesnetzagentur einen Weiterbetrieb anordnen. „Viele bestehende Kraftwerke können im jetzigen Energiemarkt nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden und sind von einer Stilllegung bedroht“, sagt die Vorsitzende des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Hildegard Müller, in einer Mitteilung.

Zudem droht durch die niedrigen Börsenstrompreise ein weiterer Anstieg der EEG-Umlage, weil die Differenzkosten zu der garantierten Vergütung erneuerbarer Energien wachsen. Die Deutsche Energie-Agentur Dena rechnet mittlerweile mit einem Anstieg der EEG-Umlage von derzeit rund 5,3 Cent pro Kilowattstunde auf bis zu 7 Cent. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete Anfang August unter Berufung auf Branchenkreise ebenfalls von bis zu 7 Cent.
Folgt: Vier Gründe für Billigstrom und Modelle zur Abhilfe