Schott schaltet Sonnen-Mehrheit ab

Der Glasproduzent sucht Partner für Mehrheit des Geschäftsfeldes „Concentrated Solar Power“

Der Mainzer Schott-Konzern, einer der Gesellschafter der Desertec-Industrie-Initiative, will die Mehrheit seines Geschäftsfelds „Concentrated Solar Power“ (CSP) mittelfristig verkaufen, berichtete der Vorstandsvorsitzende Frank Heinricht während der Bilanz-Pressekonferenz. Der Grund:  Schwierige Marktbedingungen. Für die Stromerzeugung mit solarthermischen Parabolrinnen-Kraftwerken liefert die Schott AG mit ihrem Receiver das Herzstück der CSP-Technologie. „In diesem Geschäftsfeld streben wir eine strategische Partnerschaft an und sind bereit, die Mehrheit der Anteile zu veräußern“, beschrieb Heinricht die Planungen. Insofern sei CSP in der Gewinn- und Verlustrechnung als „Ergebnis aus nicht fortgeführten Geschäften“ ausgewiesen und bilanziell in „held for sale“ umgegliedert worden.

[note Ein Foto aus hoffnungsvolleren Zeiten: „Im US-Bundesstaat Nevada entsteht ein solarthermisches Parabolrinnenkraftwerk mit einer Leistung von 64 MW. Nevada Solar One wandelt Sonnenenergie zunächst in Wärme und dann mit Hilfe von Turbinen in Strom um. Der deutsche Technologiekonzern Schott liefert dafür 19.300 hochwertige Solar-Receiver, die das Herzstück des Kraftwerks bilden,“ so der Schott-Pressetext. Nevada Solar One ging im Sommer 2007 ans Netz und versorgte 40.000 Haushalte mit Öko-Strom. Foto © Schott]Erst Ende 2013 war Schott aus der Produktion von Dünnschichtsolarmodulen am Standort Jena ausgestiegen. 150 Mitarbeiter wurden entlassen.  Berits 2012 Jahr hatte sich Schott aus dem Geschäft mit kristallinen Solarmodulen zurückgezogen – es traf rund 870 Arbeitsplätze. Der Rückzug von Schott erscheint seltsam, weil die Mainzer Glasfabrik jetzt eigentlich keinen Grund mehr hat, Geld in eine Initiative zu stecken, die Solarenergie in Nordafrika propagiert.

Das insgesamt über kurz oder lang zu erwartende Ende der Schott Solarenergie ist ein Meilenstein im Niedergang einstiger Aushängeschilder der deutschen Solarbranche. Dutzende Firmen mussten wegen chinesischer Konkurrenz oder aber auch auf Grund eigener Kurzsichtigkeit Insolvenz anmelden – so die ehemaligen Weltmarktführer Q-Cells und Solon, Wirsol ist noch im Verfahren, Großkonzerne wie Bosch und Siemens stellten das Solargeschäft ganz ein. Sogar Solarworld, einmal Musterknabe im Solar-Business überlebte nur durch Finanzhilfen aus der Golfregion.
Solarify meint: Nach wie vor sind kurzfristige Gewinnerwartungen in den Augen der meisten Konzernlenker wichtiger als langfristige und nachhaltige Überlegungen – schade.

„Schwieriges, aber insgesamt doch zufriedenstellendes Geschäftsjahr“ – 26 Mio.Überschuss

Insgesamt blick Schott auf ein schwieriges, aber „doch zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2012/2013 (1. Oktober 2012 bis 30. September 2013) zurück“, so Heinricht: „Der Mitte 2012 erfolgte Ausstieg aus der multikristallinen Photovoltaik führte zu keiner dauerhaften Belastung. Nach einem Jahr Unterbrechung sind wir wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt“. Der Konzernjahresüberschuss habe bei 26 Millionen Euro gelegen. Dieser umfasst neben dem positiven Ergebnis der fortgeführten Bereiche in Höhe von 49 Millionen Euro ein negatives Ergebnis der aufgegebenen Geschäftsbereiche von 23 Millionen Euro.

Der ausgewiesene Konzernumsatz habe sich um 2,3 Prozent auf 1,835 Milliarden Euro verringert (2011/2012: 1,877 Milliarden Euro). Dieser Rückgang resultiere aus negativen Währungseffekten des Euro, insbesondere gegenüber dem japanischen Yen und dem brasilianischen Real. Ohne Währungseinfluss hätte der vergleichbare Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres gelegen. Seine regionale Verteilung zwischen Europa (45,4 Prozent), Asien (26,2 Prozent) und Nordamerika (21,4 Prozent) blieb nahezu unverändert. Der Auslandsanteil am Umsatz lag bei 85 Prozent. Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit (EBIT) belief sich auf 118 Millionen Euro nach 147 Millionen Euro im Vorjahr.

F&E-Aufwendungen steigen um 9 Prozent

Um das hohe Niveau der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit zu halten, habe Schott 79 Millionen Euro aufgewandt und damit die F&E-Ausgaben um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Noch deutlicher erhöht hätten sich die Investitionen in Sachanlagen. Sie stiegen um 23 Prozent von 99 Millionen Euro auf 122 Millionen Euro und gingen jeweils zur Hälfte an Standorte in Deutschland und im Ausland. Zum 30. September 2013 beschäftigte der Schott-Konzern weltweit 15.400 Mitarbeiter. Das sind knapp 700 weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang resultiert vor allem aus der Aufgabe des Photovoltaikgeschäfts. In Deutschland waren 5.300 Mitarbeiter beschäftigt.
->Quelle(n): schott.com; pv-magazine.de