Frieden schließen mit der Erde!

Öko-Apartheid

Dass das Problem nicht neu ist – allerdings an Schärfe zunimmt, belegt sie mit einem Zitat des indischen Dichters Rabindranath Tagore von 1922: „Die Versuchung eines maßlos hohen Lebensstandards, der einst nur einem kleinen Teil der Gesellschaft vorbehalten war, verbreitet sich zusehends. Es ist verheerend für jede Zivilisation, wenn sie gegenüber dieser ansteckenden Genusssucht blind ist und ihr keine Grenzen setzt.“

„Vor fast 100 Jahren wurde dies geschrieben und wir haben immer noch nichts gelernt“, schreibt Einar Schlereth auf einarschlereth.blogspot.de. Dieser Krieg werde nicht nur „mit militärischen Waffen geführt, sondern mit Hilfe von Weltbank, IWF, Multis, NGOs (Soros, Bill Gates), Geld, Bestechung, Korruption, Grünen Revolutionen und nicht zu vergessen den Medien“.

Vandana Shiva zeigt an vielen Beispielen auch aus Indien, dass sich die Menschen überall wehren. Sie wendet sich immer wieder gegen die Behauptung der Multis und vieler Politiker, zum Rezept des ununterbrochenen Wachstums gebe es keine Alternative. Diese anderen Formen würden, so Vandana Shiva von eingeborenen Gemeinschaften bereits gelebt – von Bauern, Frauen und jungen Menschen in neuen Bewegungen wie Occupy Wall Street.

Vandana Shiva hat den neuen Begriff der Öko-Apartheid geprägt, „die auf der Illusion beruht, dass in unserem Leben und Denken Mensch und Natur separiert werden können. Dies ist deshalb eine Illusion, weil wir Teil der Natur und der Erde sind und nicht abgesondert von ihr existieren“. Rupert Neudeck schreibt auf Franz Alts Sonnenseite über Vandana Shivas Buch: „Das Buch stellt unsere Wirtschaftweltgesellschaft so hart in Frage, so dass bei Erfüllung der Forderungen der Autoren bei uns die Fetzen fliegen würden.“

Noch einmal Rupert Neudeck. „Im zweiten Teil wendet das Buch sich an uns, weil es um einen Skandal geht. Wieso leidet jeder vierte Inder Hunger? Wieso leidet jede dritte Frau in Indien an Blutarmut und Mangelernährung? Warum ist der Hunger in Indien schlimmer geworden, obwohl Indien ein Wirtschaftswachstum von neun Prozent hat?  Vandana Shiva kann es ganz deutlich sagen: Hunger und Mangel sind eingeplant. Dafür wird von einer zweiten Grünen Revolution in Indien und auch einer in Afrika geredet. Das alles basiert auf dem Einsatz von Gentechnik, die nur deshalb eingeführt wird, weil Großkonzerne damit Patente auf Saatgut und Rechte am geistigen Eigentum geltend machen.“

Das Buch müsste, fordert Neudeck, wenn es mit rechten Dingen zuginge, im Bundestag, in den Landtagen, in allen Verbänden, Parteien und Kirchen diskutiert und meditiert werden. „Denn die Autorin schließt mit Forderungen, die für uns alle evident sind, woher auch immer wir kommen.  Unsere Wahrnehmung müsse sich ändern: Wir dürfen die Erde nicht länger als Besitztum von privatwirtschaftlichen Konzernen ansehen. Ressourcen der Erde sind ‚Allgemeingut, das allen gehört und um das wir uns alle kümmern müssen‘. Wie mit einem Hymnus schließt sie: Erd-Rechte seien Menschenrechte, seien Frauenrecht und indigene Rechte. ‚Erd-Rechte sind die Rechte der Kinder, der Jugend und der zukünftigen Generationen‘. Das gilt als Programmsatz auch für eine Gesellschaft, deren Jugend etwas ausgedünnt ist und die demographisch aus dem letzten Loch pfeift“ – also für uns.

Shiva, Vandana: Jenseits des Wachstums – Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen
Übers. v. Papenburg, Antje, 1. Auflage 15.02.2014
ca. 280 S. – 20,4 x 13,5 cm, Klappenbroschur
ISBN 978-3-85869-593-2 – € 19,90