Verkehr: Energiewende im Kriechgang

Mit 100.000 Elektro- und Hybridfahrzeugen erster Meilenstein erreicht – Biosprit-Anteil jedoch rückläufig

Während der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung dynamisch wachse, stehe die Wende bei den im Verkehrssektor verwendeten Energieträgern noch aus, teilte die Agentur für Erneuerbare Energien mit. Auch wenn es positive Entwicklungen gebe – erstmals mehr als 100.000 Fahrzeuge mit teil- oder vollelektrischem Antrieb, viele elektrische Zweiräder und wachsende Leistungen des Schienenpersonenverkehrs – seien weiterhin rund 95 Prozent der für E-Mobilität eingesetzten Energie fossilen Ursprungs. Der Anteil von Biokraftstoffen, die auch kurzfristig für einen klimafreundlicheren Pkw-Verkehr sorgen könnten, ist 2013 sogar um 0,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gesunken.

„Die Energiewende darf sich nicht nur auf den Strombereich beschränken, während der Einsatz Erneuerbarer Energien im Wärme- und Verkehrssektor stagniert oder sogar rückläufig ist. Mobilität ist ein hohes Gut, das auch in Zukunft für alle verfügbar sein muss – aber eben umwelt- und klimafreundlich“, kommentiert Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien den bislang unterdurchschnittlichen Anteil Erneuerbarer Energien im Verkehrssektor. Rund 20 Prozent des deutschen Treibhausgasausstoßes resultiert aus dem weiter zunehmenden Transport von Menschen und Gütern, ein Großteil dabei aus dem Straßenverkehr, insbesondere durch Pkw. „Wer mehr Klimaschutz und weniger Abhängigkeit von importiertem Erdöl will, muss Erneuerbare Energien auch im Verkehrssektor verstärkt zum Einsatz bringen“, so Vohrer.

Der Einsatz regenerativer Energiequellen ist dabei sowohl über Elektromobilität als auch über Biokraftstoffe möglich. Bei der Elektromobilität sind positive Tendenzen zu sehen: So sind im ersten Quartal 2014 nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes erstmals mehr als 100.000 Hybrid- und Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs gewesen. Insbesondere das Wachstum bei den reinen Elektroautos ist dabei eindrucksvoll: Während zu Jahresanfang insgesamt etwa 12.000 solcher Fahrzeuge in Deutschland zugelassen waren, sind allein zwischen Januar und März dieses Jahres fast 2.000 neue Stromer verkauft worden.

Zusammen mit den schon heute hohen Verkaufszahlen von Elektro-Zweirädern, insbesondere Pedelecs, zeigt sich hier die wachsende Akzeptanz der elektromobilen Fortbewegung in Deutschland. „Diese Zunahmen sind sehr erfreulich, angesichts von insgesamt über 43 Millionen Pkw in Deutschland bislang jedoch erst ein kleiner Anfang für die Energiewende im Verkehrssektor“, bewertet Vohrer die Entwicklungen und betont zugleich: „Die Elektromobilität kann ihre klima- und energiepolitischen Vorteile nur dann ausspielen, wenn sie mit Strom aus ausschließlich Erneuerbaren Energien gespeist wird.“

Um bereits kurzfristig deutliche Reduktionen des Treibhausgasausstoßes der Bestandsflotte zu realisieren, eignen sich Biokraftstoffe besonders gut. Diese haben den Vorteil, dass sie schon heute erprobt, großflächig verfügbar und problemlos in der großen Bestandsflotte einsetzbar sind. “Selbst wenn der Pkw-Verkehr langfristig größtenteils elektrisch abgewickelt wird, bleiben auch auf Dauer nur schwerlich elektrifizierbare Verkehrsträger wie der Schwerlast- oder der Luftverkehr. Hier haben die Biokraftstoffe auch künftig ihren Platz in einem klimafreundlichen Mobilitätsmix“, so Vohrer.

Leider geht der Einsatz von Biokraftstoffen in Deutschland jedoch zurück, im letzten Jahr von 5,9 auf 5,3 Prozent Anteil am Kraftstoffverbrauch. Dabei ist gesetzlich eigentlich eine Quote von 6,25 Prozent vorgeschrieben, bis 2020 sollen in Deutschland und der EU sogar 10 Prozent Erneuerbare Energien im Verkehr erreicht werden. Da es über 2020 hinaus keine weiteren Ziele gibt, ist die weitere Entwicklung sehr unklar. „Wir brauchen heute effizientere Fahrzeuge, mehr Engagement für die Biokraftstoffe, auf Dauer ein deutliches Wachstum der Elektromobilität und vor allem feste Ziele über 2020 hinaus“, fasst Vohrer die notwendigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Energiewende auch im Verkehrssektor zusammen.
->Quelle unendlich-viel-energie.de