„Entkorken“ der Ost-Antarktis würde Meeresspiegel um sieben Meter steigen lassen

Treibhausgas-Ausstoß könnte das Eis unkontrollierbar schmelzen lassen

Ein Abschmelzen würde die Aufsetzlinie des Eises landeinwärts verlagern – das ist der Bereich, in dem das kontinentale Eis in Kontakt mit dem Wasser tritt und schließlich beginnt, als Eisschelf an der Meeresoberfläche aufzuschwimmen. Der felsige Untergrund unter dem Eis bildet ein riesiges, zum Landesinneren hin abfallendes Tal. Wenn die Aufsetzlinie von ihrer derzeitigen Position am Kamm in das Tal zurückweicht, wird die dem Meer zugewandte Eis-Kante höher. Mehr Eis wird dann in den Ozean geschoben, bis es schließlich abbricht und schmilzt. Und je wärmer es wird, desto schneller geschieht dies.

In den Simulationen dauert das vollständige Ausströmen aller Eismassen aus der betroffenen Region in der Ost-Antarktis fünftausend bis zehntausend Jahre. Wenn diese Entwicklung jedoch erst einmal begonnen hat, wird sich das Auslaufen unaufhaltsam fortsetzen, bis das gesamte Becken leergelaufen ist; selbst wenn die Klimaerwärmung aufhören sollte. „Das ist das grundlegende Problem hier“, sagt Matthias Mengel. „Indem wir mehr und mehr Treibhausgase ausstoßen, lösen wir möglicherweise heute Reaktionen aus, die wir in Zukunft dann nicht mehr stoppen können.“ Ein so erheblicher Meeresspiegelanstieg würde das Gesicht unseres Planeten verändern – er wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ein erhebliches Risiko für Küstenstädte von Dublin bis Mumbai, von Tokio bis New York.

Artikel: Mengel, M., Levermann, A. (2014): Ice plug prevents irreversible discharge from East Antarctica. Nature Climate Change (online) [DOI: 10.1038/NCLIMATE2226]
Verwandter Artikel: Levermann, A., Bamber, J., Drijfhout, S., Ganopolski, A., Haeberli, W., Harris, N.R.P., Huss, M., Krüger, K., Lenton, T., Lindsay, R.W., Notz, D., Wadhams, P., Weber, S. (2012): Potential climatic transitions with profound impact on Europe – Review of the current state of six ‚tipping elements of the climate system‘. Climatic Change 110 (2012), 845-878, [DOI 10.1007/s10584-011-0126-5]
->Quelle(n): nature.com; iopscience.iop.org; spiegel.de; pik-potsdam.de; link.springer.com; idw-online.de/