IEA: Solar 2050 wichtigste Stromquelle?

PV-Anteil doppelt so viel wie bisher berechnet

Die Internationale Energieagentur (IEA) misst der Photovoltaik und der solarthermischen Stromerzeugung künftig deutlich mehr Bedeutung zu: In ihrer neuen Roadmap 2050 für Solartechnologien wird im Vergleich zur bisherigen Planung dann doppelt so viel Strom mit Photovoltaik erzeugt. Am 29.09.2014 hat die Direktorin Maria van der Hoeven in einem Webinar diese Roadmap vorgestellt, nach der Photovoltaik im Jahr 2050 fast doppelt so viel zur Stromversorgung beiträgt wie in der bisherigen so genannten 2DS-Roadmap. 2DS steht für das „Zwei-Grad-Szenario“: Es soll gewährleisten, dass die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius bleiben soll – schreibt Michael Fuhs in pv-magazine.

Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten kostet 3 % mehr als Atom und Kohle mit CCS

Die Variante des 2DS-Szenarios mit höherem Anteil erneuerbarer Energien kostet nach den Berechnungen drei Prozent mehr als das Vergleichsszenario, das dafür mehr Kernenergie und Kohlekraft mit Kohlendioxidspeicherung nutzt. Im Jahr 2050 ist danach der Solarstromanteil bei 16 Prozent, in der Variante ohne bevorzugten Ausbau der erneuerbaren Energien liegt der Anteil bei rund 9,5 Prozent. Für die Szenarien sei eine ökonomische Optimierung vorgenommen worden. Über die Sensitivität der vielen Parameter, die eingehen, haben die anwesenden Experten allerdings keine Auskunft gegeben.

PV fünf Jahre früher als alte Roadmap – Solarthermie wird aufholen

In dem neuen „High-Renewables“-Szenario steige der solare Anteil an der weltweiten Stromversorgung bis 2040 stark an. Photovoltaik sei im Ausbau gegenüber den bisherigen Roadmaps real fünf Jahre voraus. Bereits nächstes Jahr werde die installierte Leistung erreicht, die in der älteren Roadmap für 2020 geplant gewesen sei. Das erkläre den nun schnelleren Ausbau in der Roadmap. Ab 2030 mache der Photovoltaik jedoch solarthermischer Stromversorgung zunehmend Konkurrenz, weil sie in den Augen der IEA-Experten günstiger werde und sich die Energie damit leichter speichern lasse. Derzeit liege sie beim Ausbau gegenüber der älteren Roadmap um sieben Jahre zurück – so die IEA.

Ab 2030 wird zunehmend nach dem ökonomisch optimierten Szenario mehr solarthermische Stromerzeugung zugebaut als Photovoltaik.

In den verschiedenen Weltregionen sieht die Roadmap unterschiedlich viel Photovoltaik vor. In Lateinamerika ist es mit rund zehn Prozent relativ wenig, da dort viel Wasserkraft zur Verfügung steht. Auch für die Europäische Union sieht die Roadmap mit nur acht Prozent unterdurchschnittlich wenig Photovoltaik vor. Dort sei es wegen des Winters nicht die beste Option mehr zuzubauen, außerdem gebe es großes Windkraft-Potenzial. Kernenergie und Erdgas produzieren in der EU nach der Roadmap auch im Jahr 2050 noch ein Fünftel des Stromes.

Für die EU sieht die IEA Roadmap „high renewables“ unterdurchschnittlich viel Photovoltaik vor.

Damit kommen die IEA-Experten zu anderen Ergebnissen als beispielsweise die Forscher am Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE. Die Experten um Hans-Martin Henning hatten schon vor zwei Jahren eine ökonomische Optimierung des Strom- und Wärmesystems in Deutschland vorgestellt, bei der Photovoltaik mit zwei Fünfteln zur Stromversorgung beiträgt (Zur pv-magazine-Infografik Strom und Wärme nur aus erneuerbaren Energien, zur pv-magazine-Themenseite).

Botschaft an die Politik

Sehr viel Wert legen die IEA-Experten auf die Botschaft an die Politik. Es sei wichtig, langfristige Ziele zu setzen, bei denen sie auch die zukünftigen Kostenreduktionen berücksichtigen solle. Es sei weiter wichtig, faire Regeln für dezentrale Photovoltaik-Anlagen auf Wohn- und Gewerbegebäuden zu entwickeln. Beides sei unerlässlich, um die Finanzierungskosten zu senken. Denn diese seien bei den solaren Technologien besonders hoch, da nahezu die gesamten Kosten bei der Installation anfallen und daher vorfinanziert werden müssen. Die Finanzierungskosten könnten am besten dadurch gesenkt werden, dass die Politik möglichst vorhersehbar sei, um den Risikoaufschlag gering zu halten.

Der relativ große Bereich der Photovoltaik-Stromgestehungskosten kommt unter anderem dadurch zustande, dass Systempreise in den Ländern differieren. Laut IEA werden diese Unterschiede abnehmen, aber nicht verschwinden.

Maria van der Hoeven im pv magazine-Interview

Wie sich die Rolle der Photovoltaik in den Augen der IEA gewandelt hat, erklärte Generaldirektorin Maria van der Hoeven Mitte September im Interview mit pv magazine (englische Ausgabe vom 01.10.2014). Ging es der IEA in den 70er Jahren nur um die Ölversorgung, um die Energieversorgung sicher zu stellen, hat sie jetzt einen viel breiteren Fokus. „Energiesicherheit bedeutet für uns, dass wir saubere Energiequellen für alle haben, die kontinuierlich sind und bezahlbar“, erklärte sie am Rande der Konferenz zur Evaluation der Energiepoltiken IEPPEC Anfang des Monats in Berlin. Bei den sauberen Ideen spielt für sie Photovoltaik inzwischen eine wichtige Rolle, anders als es in früheren IEA-Veröffentlichungen der Fall war.

„Subventionen in fossile Energieträger abbauen“

Energieeffizienz fasst van der Hoeven sehr breit. Dazu gehört für sie auch, die fossilen Energieträger weniger zu nutzen und dafür sei es wichtig, die Subventionen in fossile Energieträger abzubauen. In einigen Teilen der Welt werden fossile Stromerzeugung und fossile Energieträger stark bezuschusst. Sie sagt von sich selber, dass sie praktisch veranlagt sei und sich umschaue. Und da gebe es „viel mehr“ als die fossilen Energieträger.

Zum deutschen Markt sagte sie, sie halte es für sehr wichtig, die Technologieentwicklung weiter zu treiben. Außerdem dürfe man über die Zukunft der Photovoltaik nicht anhand der Kosten entscheiden, die in der Vergangenheit angefallen sind, als Photovoltaik noch viel teurer war. „Das waren Investitionen, die Kosten sind gefallen und sie werden in Zukunft entsprechend der Lernkurve weiter fallen“, erklärte sie. „Man muss sich die Gegenwart ansehen und wo man hin will, nicht die Vergangenheit“.
(Michael Fuhs in pv magazine)

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