Streit um Kapazitätsmärkte

Baake: Kapazitätsmärkte nicht einführen für Kraftwerke, die wir nicht brauchen

Das Thema Kapazitätsmarkt sei das Thema in diesem Jahr, so Energie-Staatssekretär Rainer Baake: „Kapazitätsmärkte können nicht eingeführt werden, nur um Kraftwerke am Leben zu erhalten, die wir eigentlich nicht brauchen.“ In den nächsten Jahren gebe es in Deutschland weiterhin Überkapazitäten. Dennoch müsse zukünftig über das Thema gesprochen werden, denn der aktuelle Grenzkostenmarkt („Energy Only Markt“) sei nach der Liberalisierung des Strommarktes eingeführt worden, als es hauptsächlich konventionelle Kraftwerke gab. Angesichts eines steigenden Anteils an Erneuerbarer Energie im Netz funktioniere der Grenzkostenmarkt aber nicht mehr optimal.

So haben Konzerne wie E.ON in den vergangenen zehn Jahren Milliardensummen in neue Kohle- und Gaskraftwerke investiert. Diese Anlagen rechnen sich jedoch heute oftmals durch den massiven Ausbau von Ökostromanlagen wie Wind- und Sonnenenergie nicht mehr. Dadurch und die Überkapazitäten an Kraftwerken sind die Strom-Großhandelspreise auf den tiefsten Stand seit elf Jahren gefallen. Die Versorger schalten reihenweise Kraftwerke ab. Bei der Bundesnetzagentur liegen rund 50 Anträge auf Stilllegungen vor.

Teyssen: Kostenexplosion nicht zu erwarten

„Es drohen Stilllegungen zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagte Teyssen. Kohle- und Gaskraftwerke würden noch lange gebraucht. „Wind und Sonne können nicht nur in unseren Breitengraden, sondern in nahezu allen Industriegesellschaften konventionelle Kraftwerke nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.“ Er gehe davon aus, dass es auch in weiteren Staaten Europas zu Kapazitätsmärkten komme. Über diesen verfüge beispielsweise bereits Großbritannien. Eine Kostenexplosion habe es dadurch nicht gegeben und diese sei auch nicht in Deutschland zu erwarten.

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wies auf die Bedeutung konventioneller Kraftwerke für den Industriestandort Deutschland hin. „Die Stadtwerke in Deutschland haben einen Kraftwerkspark mit vielen modernen, hocheffizienten Kraftwerken und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK), die derzeit gar nicht oder fast nicht wirtschaftlich betrieben werden können“, so VKU-Präsident Ivo Gönner. „Diese Kraftwerke haben aber eine wichtige Funktion für die Versorgungssicherheit in Deutschland: Sie liefern dann Strom, wenn durch die schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Energien nicht ausreichend Strom bereitgestellt werden kann. Mit Blick auf die Versorgungssicherheit muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass der Energiemarkt so ausgestaltet ist, dass hoch effiziente Kraftwerke nicht unter die Räder kommen.“

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