Vier von neun „planetaren Grenzen” bereits überschritten

Auf regionaler Ebene bereits weitere Grenzen überschritten

Selbst einige der Grenzen, die global noch nicht überschritten sind, übersteigen bereits regionale Toleranzlimits, etwa der Wasserverbrauch im Westen der USA sowie in Teilen Südeuropas, Asiens und des Mittleren Ostens. „Die Herausforderungen für die Gesellschaft, innerhalb der verschiedenen planetaren Grenzen zu bleiben, erfordert umsichtiges Handeln“, sagt Ko-Autor Dieter Gerten vom PIK. Die Grenzen hängen eng miteinander zusammen; Schutzmaßnahmen für einen Bereich können negative Folgen für einen anderen haben. „Würde zum Beispiel die Bewässerung in der Landwirtschaft verringert, um die Grenze für den Wasserverbrauch einzuhalten, könnte das im Gegenzug bedeuten, dass mehr Flächen in Ackerland umgewandelt werden müssen – was zum weiteren Überschreiten der planetaren Grenze für Landnutzungsänderungen führen würde“, erklärt Gerten. „Helfen können hier Methoden zur effizienteren Wassernutzung in der Landwirtschaft, um mit weniger Wasser auf gleicher Fläche womöglich mehr Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung zu erzeugen.“

Zum Klimawandel argumentiert das Team, dass der Anteil von [[CO2]] in der Atmosphäre nicht größer sein sollte als 350 ppm (parts per million). Zuletzt lag dieser Wert bei etwa 399 ppm, und er steigt um jährlich etwa 3 ppm weiter an. „Diese Grenze ist gleichbedeutend mit einer Stabilisierung der globalen Temperaturen bei etwa 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau“, sagt Ko-Autor Professor Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre, der die neuen Erkenntnisse auf dem World Economic Forum vorstellen wird. Im Dezember 2015 werden sich die Länder der Welt in Paris treffen, um eine internationale Vereinbarung zu verhandeln, die einen Temperaturanstieg auf maximal 2 Grad über vorindustriellem Niveau begrenzen soll. „Unsere Analyse zeigt, dass dieses Ziel – auch wenn es erfolgreich eingehalten wird – noch große Risiken für Gesellschaften überall auf der Welt mit sich bringt“, sagt Rockström. „Die zwei Grad sollten daher nicht nur als ein notwendiges Ziel betrachtet werden, sondern als ein Mindestziel der weltweiten Klimastabilisierung.“

Was globale Risiken für nationale Politiken bedeuten können

Das PIK und das Stockholm Resilience Centre arbeiten bei der Erforschung den planetaren Grenzen eng zusammen. Mit Wolfgang Lucht, Leiter des PIK-Forschungsbereichs Erdsystemanalyse, ist das PIK Gründungsmitglied des Planetary Boundaries Research Network, in dem diese Forschung koordiniert wird. Unter Luchts Führung haben PIK-Forscher kürzlich auch die Arbeit an einem vom Umweltbundesamt geförderten Projekt aufgenommen, das die Bedeutung der planetaren Grenzen für die nationale Politik untersucht.

Artikel: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet

Steffen, W., Richardson, K., Rockström, J., Cornell, S., Fetzer, I., Bennett, E.M., Biggs, R., Carpenter, S.R., de Vries, W., de Wit, C.A., Folke, C., Gerten, D., Heinke, J., Mace, G.M., Persson, L.M., Ramanathan, V., Reyers, B., Sörlin, S. (2015): Planetary Boundaries: Guiding human development on a changing planet. Science (Express, online) [DOI: 10.1126/science.1259855]

Weblink zum Artikel: http://www.sciencemag.org/content/early/2015/01/14/science.1259855.abstract

Quellen und weitere Informationen zum Thema planetare Grenzen: