Vier von neun „planetaren Grenzen” bereits überschritten

Klimawandel und Artensterben von entscheidender Bedeutung

Vier von neun der so genannten „planetaren Grenzen“ sind durch den Einfluss des Menschen bereits überschritten: Klimawandel, Biodiversität, Landnutzung und biogeochemische Kreisläufe. Das zeigte jetzt ein internationales Team von 18 Wissenschaftlern im Fachjournal Science. Ihrer Einschätzung nach sind zwei dieser Grenzen, nämlich Klimawandel und Artensterben, von entscheidender Bedeutung – werden sie deutlich überschritten, könnte dies das Erdsystem in einen neuen Zustand versetzen. Das Team stellte seine Ergebnisse in sieben Seminaren beim World Economic Forum in Davos vor (Siehe agenda.weforum.org/2015/01/new-hope-to-avert-climate-catastrophe). Eine Mitteilung des PIK-Potsdam.

Neun Prozesse und Systeme bestimmen Stabilität und Widerstandskraft des Erdsystems

Das Konzept der planetaren Grenzen wurde von Wissenschaftlern weltweit entwickelt, unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), und 2009 erstmals veröffentlicht. Es identifiziert neun globale Prioritäten im Hinblick auf menschengemachte Umweltänderungen. Die Forschung zeigt, dass diese neun Prozesse und Systeme die Stabilität und Widerstandskraft des Erdsystems bestimmen – also die Wechselwirkungen zwischen Land, Ozeanen, Atmosphäre und Lebewesen, die zusammen die Umweltbedingungen ausmachen, auf denen unsere Gesellschaften fußen. Die neue Forschung bestätigt das ursprüngliche Konzept der planetaren Grenzen und bietet eine bessere Abschätzung der Grenzwerte (s. Tabelle am Ende). Für einige Neuberechnungen war ein Computermodell des PIK (LPJmL) entscheidend, das den menschlichen Einfluss auf die Wasserressourcen und Ökosysteme der Erde simuliert.

[note Grenzüberschreitungen erhöhen Risiko, dass die Erde lebensunfreundlich wird, Armutsbekämpfung stockt und Wohlergehen kann sich auch in reichen Gegenden verschlechtert]

„Durch das Überschreiten dieser Grenzen erhöht sich das Risiko, dass der Einfluss des Menschen die Erde weniger lebensfreundlich macht, dass Bemühungen zur Armutsbekämpfung beeinträchtigt werden, und dass sich das menschliche Wohlergehen in vielen Teilen der Welt verschlechtern könnte, auch in reichen“, sagt Leitautor Will Steffen vom Stockholm Resilience Centre, Professor an der Universität Stockholm und der Australischen National University in Canberra. „Unsere neue Untersuchung verbessert die Quantifizierung dieser Risiken.“

Folgt: Auf regionaler Ebene bereits weitere Grenzen überschritten