10 Jahre Kyoto-Protokoll – und jetzt?

Zitate aus dem Buch

[note Robustheit der Vorhersagen

„Wir befassen uns hier nicht nur mit den Möglichkeiten der Klimamodelle, sondern auch mit ihren Grenzen. Zu Letzterem gehört unabdingbar eine Diskussion der Unsicherheiten, die den Vorhersagen innewohnen. Wie aber erhalten wir eine quantitative Abschätzung dieser Unsicherheiten beziehungsweise umgekehrt der Vorhersagegüte, wenn unser Vorhersagehorizont praktisch unerreichbar weit in der Zukunft liegt? Wir müssen uns mit Hilfskonstruktionen begnügen, um überhaupt Aussagen treffen zu können. Eine solche Konstruktion sehen wir in der Punktierung sowie der Schraffur in der Abbildung. Punktiert dargestellt sind die robusten Änderungen – sie sind im Mittel über alle Modelle relativ groß, und die Modelle stimmen weitestgehend überein. Schraffiert dargestellt sind die unklaren Änderungen – sie sind in den Modellen relativ klein, oder die Modelle liefern sehr unterschiedliche Ergebnisse. „Relativ“ groß oder klein bezieht sich dabei auf den Vergleich mit spontan auftretenden Klimaschwankungen – kein Jahr, kein Jahrzehnt ist wie das andere, ohne dass solche Schwankungen eine bestimmte Ursache hätten. Ein Klimaänderungssignal gilt erst dann als entdeckt, wenn es größer ist als die spontan auftretenden Klimaschwankungen; Gleiches gilt für vorhergesagte Änderungen. Ist eine vorhergesagte Klimaänderung robust, heißt das natürlich noch nicht, dass die Vorhersage auch zuverlässig ist – es könnten ja alle Modelle denselben Fehler aufweisen. Umgekehrt jedoch können wir feststellen, dass eine unklare Vorhersage auf jeden Fall auch sehr unsicher ist.“]

Gesamtemissionen und Erwärmung

„Die Beziehung zwischen Gesamtemissionen und Erwärmung ist so verblüffend einfach, weil sich zwei widerstreitende Effekte die Waage halten. Wir können uns das an einem Gedankenexperiment veranschaulichen, indem wir Wirkung und Schicksal einer Jahresemission von zehn Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Kohlendioxid betrachten, und zwar für die heutige Zeit und für das Jahr 2100. Zehn Milliarden Tonnen entsprechen etwa dem heutigen Wert. Zunächst bewirkt diese Emission eine Erhöhung der atmosphärischen Konzentration von ungefähr 4 ppm. Hiervon gehen jeweils 1 ppm in den Ozean sowie die Landvegetation, es verbleiben also 2 ppm jährlicher Zuwachs in der Atmosphäre. Dadurch wird der Treibhauseffekt verstärkt; dieser Verstärkungseffekt nimmt jedoch mit wachsender bereits vorhandener Kohlendioxidkonzentration ab. Im Jahr 2100 bewirken 2 ppm Zuwachs also einen geringeren Treibhauseffekt als heute.

Andererseits aber nehmen Ozean und Landvegetation bei erhöhter Kohlendioxidkonzentration und erhöhter Temperatur im Jahr 2100 weniger Kohlendioxid auf als heute, in unserem Gedankenexperiment also weniger als jeweils 1 ppm. Dementsprechend verbleiben mehr als 2 ppm in der Atmosphäre, was ausgleicht, dass jedes ppm in seiner Auswirkung auf den Treibhauseffekt weniger effektiv ist als heute. Eine bestimmte Emissionsmenge bewirkt also immer nahezu denselben Treibhauseffekt und somit nahezu dieselbe Erwärmung, unabhängig davon, wann die Emission erfolgt.“

Inhaltverzeichnis

VorwortVon Jochem Marotzke und Martin Stratmann

„Vorhersagen sind schwierig …“ Möglichkeiten und Grenzen von Klimamodellen
Von Jochem Marotzke

Bienenfresser in Island, Silberreiher in Sibirien – Wie Vögel weltweit auf den Klimawandel reagieren
Von Peter Berthold

Verlorene Heimat – Klimawandel und Migration
Von Koko Warner

Das „Tal des Todes“ überbrücken – Klimainformation für potenzielle «Nutzer»
Von Guy Brasseur und Irene Fischer-Bruns

Ist das Zwei-Grad-Ziel wünschenswert und ist es noch erreichbar? – Der Beitrag der Wissenschaft zu einer politischen Debatte
Von Ottmar Edenhofer, Susanne Kadner und Jan Minx

Das Klimaspiel  – Warum scheitern Klimaverhandlungen?
Von Manfred Milinski und Jochem Marotzke

Smog – Luftverschmutzung und Klimawandel
Von Jos Lelieveld und Andrea Pozzer

Universell und überall  – Der terrestrische Kohlenstoffkreislauf im Klimasystem
Von Markus Reichstein

Das große Fliegengewicht  – Vegetation und ihre Wechselwirkungen mit dem globalen Klima
Von Martin Claußen

Deeper Rooting  – Pflanzenzüchtung und die Herausforderungen des Klimawandels
Von George Coupland und Maarten Koornneef

Von der Natur lernen – Chemische [[CO2]]-Reduktion
Von Robert Schlögl

Gezielte Eingriffe  – Climate Engineering aus klimawissenschaftlicher und völkerrechtlicher Perspektive
Von Hauke Schmidt und Rüdiger Wolfrum

->Quellen: