Atom-Endlager erst 2045 möglich

Frühestens in 150 Jahren endgültig gefüllt

Die Kosten der Atommüll-Endlagerung drohen deutlich höher auszufallen als bisher veranschlagt. Die Arbeitsgruppe 3 der Endlager-Such-Kommission des Bundestages befürchtet, dass sich die Suche nach einem Endlager für radioaktiven Atommüll sowie dessen Verschluss und Inbetriebnahme um Jahrzehnte verzögern wird. Laut einem Bericht, den der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Michael Sailer, dem Gremium am 20.04.2015 vorstellte, könnte die Endlagerung sogar erst in 150 Jahren oder später abgeschlossen sein. Nach Einschätzung des Kommissionsvorsitzenden Michael Müller (SPD), könnten die Kosten dafür in den nächsten Jahrzehnten auf 50 bis 70 Milliarden Euro ansteigen.

Rückstellungen der EVU viel zu wenig

Die Endlager-Kommission soll bis Mitte 2016 den Neustart der Endlagersuche vorbereiten. Ihre 33 Experten trafen sich am 20.04.2015 zur 11. Sitzung. Die von den vier Stromkonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall für AKW-Abriss, Zwischen- und Endlagerung gebildeten Rücklagen betragen dagegen aber nur rund 36 Milliarden.„Auf den Staat kommen erhebliche finanzielle Risiken zu, wie das auch die Untersuchungen des BMWi zeigen“, sagte Müller der Frankfurter Rundschau.

Sailer stellte vor den Kommissionsmitgliedern seine Vortstellungen dar, nämlich, dass das Endlager mit dem Einbringen des ersten beladenen Endlagergebindes frühestens 2045/2050 in Betrieb genommen werden könne, ein Ende der Einlagerung zwischen 2075 und 2130 denkbar sei. Das Ziel, die hoch radioaktiven Abfälle sicher und wartungsfrei im Bergwerk einzuschließen, sei erst zwischen 2095 und 2170 oder sogar später erreichbar.

Umfassendes Monitoring während des gesamten Such- und Einlagerungsprozesses nötig

Mit Blick auf diese „extrem langen Zeiträume“ sprach sich Sailer für ein umfassendes Monitoring während des gesamten Such- und Einlagerungsprozesses aus. Dieses sei unter anderem erforderlich, um den Zustand der geologischen Formation, der hydrogeologischen Verhältnisse und der Abfälle systematisch zu beobachten, mögliche Fehlentwicklungen und unvorhergesehene Verläufe zu erkennen und gegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen.

Konzeptionell werde die Kommission zu den Möglichkeiten eines Monitorings noch vieles erarbeiten müssen, betonte Sailer. Jedoch sei zu erwarten, dass die künftigen Generationen über „ein paar Techniken mehr verfügen werden als wir heute 2015“. Man dürfe jedoch „heute nichts machen, mit dem wir solche Techniken später verunmöglichen“.

Folgt: Prozess der Endlagersuche reversibel gestalten