Waldbrände bedrohen Tschernobyl

Schon 20 km nah

Wie das Umweltinstitut München mitteilt, sind am 29.04.2015 in der Sperrzone um den havarierten Reaktor Tschernobyl heftige Waldbrände ausgebrochen, die schwersten seit mehr als 20 Jahren. Angefacht durch starke Winde, wütet das Feuer auf einer Fläche von 400 Hektar Wald und hat sich dem Atomkraftwerk bereits bis auf 20 Kilometer genähert. Mehr als 300 Einsatzkräfte versuchen, es unter Kontrolle zu bekommen.

Durch den Brand kann Radioaktivität, die in Pflanzen und Holz in den kontaminierten Regionen eingelagert ist, freigesetzt werden. Ebenso kann radioaktiv verseuchte Erde oder Staub aufgewirbelt und mit dem Wind fortgetragen werden. Je nach Windstärke und Windrichtung wird sie in der Umgebung neu verteilt, auch die Nachbarländer Russland und Weißrussland können betroffen sein.

Eine radioaktive Wolke wie im Mai 1986 in Süddeutschland erwartet das Institut zwar nicht, da derzeit Westwindlage herrscht. Außerdem kann die durch Brände freigesetzte Radioaktivität in der Regel nicht in solche Höhen gelangen und somit auch nicht über so weite Strecken transportiert werden, wie es damals durch die Explosion geschah.

Trotzdem misst das Umweltinstitut München rund um die Uhr die Radioaktivität in der Außenluft. Sollte erhöhte Strahlung im Münchner Raum festgestellt werden, die auf die Waldbrände zurückzuführen ist, wird es umgehend darüber informieren.

Außenluftüberwachung: Seit Tschernobyl überwacht das Umweltinstitut München e.V. als unabhängige Messstelle rund um die Uhr die Radioaktivität in der Münchner Außenluft: „Unmittelbar nach der Katastrophe in Fukushima aktualisierten wir die Messwertkurve bis zu dreimal täglich. Inzwischen stellen wir die Außenluftwerte wieder einmal pro Werktag ins Netz. Sollte sich eine neue Gefährdungssituation ergeben, werden wir die Grafik wieder mehrmals täglich aktualisieren und unverzüglich über unseren Newsletter informieren.

Die radioaktive Wolke aus Fukushima hat Deutschland am 24. März 2011 erreicht: Die Messstation des Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf dem „Schauinsland“ bei Freiburg hatte geringe Konzentrationen an Xenon-133 und Jod 131 im Mikro-(=Millionstel) Becquerel-Bereich in der Atmosphäre erfasst (Jod 131: 60 Mikro-Becquerel pro Kubikmeter Luft), die aufgrund der Zusammensetzung auf den Reaktorunfall in Fukushima zurückgeführt werden konnten.

Diese geringen Spuren können gemessen werden, weil das BfS auf dem Schauinsland bei Freiburg eine Messstation eines internationalen Netzwerkes zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens betreibt, die darauf spezialisiert ist, geringste Spuren an radioaktiven Stoffen zu messen.

Erhöhte Messwerte werden von uns hinsichtlich ihrer Ursache und Plausibilität überprüft. Nur wenn diese Überprüfung die hohen Werte bestätigt, ist von einer zusätzlichen Strahlung auszugehen. Einzelne temporäre Peaks haben in der Regel einen natürlichen oder messtechnisch bedingten Ursprung.

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