Fliegende Autos?

Lenkrad im Hubschraubersimulator

„Aus vier mach drei“ lautet die Idee des neuen Lenkrads für Hubschrauber. „Bisher muss ein Hubschrauberpilot alle vier Steuerachsen gleichzeitig im Blick behalten“, erklärt Bianca Schuchardt vom DLR-Institut für Flugsystemtechnik. „Besonders im Schwebeflug erfordert das höchste Konzentration, wenn der Pilot beide Hebel und Pedale gleichzeitig bedienen muss, um stabil in der Luft zu bleiben.“ Mit dem myCopter-Lenkrad fällt das zyklische Steuer weg, das für die Bewegung um die Längsachse (Rollen) und um die Querachse (Nicken) verantwortlich ist. „Stattdessen kann der Pilot mit der entsprechenden Drehbewegung des Lenkrads den Hubschrauber in die gewünschte Richtung fliegen“, so Schuchardt weiter.

Ein Hebel verbleibt ausschließlich für die Flughöhe. Alternativ kann diese auch über Schaltwippen am Lenkrad kontrolliert werden. Die Pedale kontrollieren wie beim Auto mit Gas und Bremse die Geschwindigkeit bis hin zum Verweilen im Schwebeflug. Zudem ermöglicht ein Acht-Wege-Schalter am myCopter-Lenkrad den Rückwärtsflug sowie den Seitwärtsflug. Im AVES-Simulatorzentrum des DLR in Braunschweig hat das Lenkrad bereits seinen virtuellen Erstflug im Hubschrauber gemeistert. Im nächsten Schritt wird es auf dem DLR-Forschungshubschrauber EC135 ACT/FHS im realen Flug getestet.

Vom Stau in den Schwarmflug

„Entscheidend ist es, das Hubschrauberfliegen für den Alltag umfassend zu vereinfachen und neben der Steuerung mit passenden Sensoren und Bildschirminhalten möglichst intuitiv für jedermann zu gestalten“, sagt Projektleiter Bülthoff, der am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik zu diesen Fragen forschte. Weitere Projektpartner beschäftigten sich mit Fragen etwa nach der Koordinierung der zahlreichen Privatflieger oder nach der konkreten Ausbildung zukünftiger PAV-Piloten. Das flugdynamische Modell der PAVs und die Struktur des Trainings für die zukünftigen Privatpiloten war Thema der University of Liverpool. Wissenschaftler der École Polytechnique Féderale de Lausanne indessen erforschten mit Hilfe unbemannter Fluggeräte die Themen Kollisionsvermeidung, Schwarmflug sowie automatische Landeplatzerkennung, während sich die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich mit Kontrollstrategien für einzelne Fluggeräte und ebenfalls mit Starts, Landungen und der Navigation bei unbemannten Fluggeräten befasste. Das Karlsruher Institut für Technologie untersuchte die soziotechnologischen Aspekte des Projekts und damit, welchen Einfluss die Einführung von PAVs auf unsere Gesellschaft hätte.

Das Projekt myCopter wurde Ende 2014 abgeschlossen, ein fliegendes Autos zu bauen, ist theoretisch machbar. Doch dass myCopter bald für den Individualverkehr zugelassen wird, darf man dennoch kaum erwarten. Vielmehr hat die Arbeit mit Extremen der Fortbewegung entscheidende Grundsatzfragen gelöst, die für die Planung von Verkehrssystemen für die Stadt der Zukunft unverzichtbar sind. Die Entwicklung neuartiger Steuerungssystemen ist eine aktuelle Herausforderung für die Autoindustrie. Das selbstfahrende Auto ist bereits in der Erprobung, nicht nur bei Google. Doch wo bleibt der Mensch in diesen Systemen? Aus vielen Gründen ist er weiterhin unverzichtbar.

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