750 Experten diskutierten Satelliten-Fernerkundung

Beispiel Global Urban Footprint
Ein konkretes Beispiel, das erstmalig aus dem Datensatz der deutschen Radarsatellitenmission TanDEM-X abgeleitet worden ist, ist auch der so genannte Global Urban Footprint, der „menschliche Fußabdruck“ – mit dem im übertragenen Sinn alle Bauten und Gebäude gemeint sind, die mithilfe der Radardaten hochaufgelöst zur Verfügung stehen und anhand derer sich zum Beispiel Aussagen über den Urbanisierungsgrad treffen lassen. Ein Datensatz, der für die Wissenschaft, für Entwicklungsprojekte der Weltbank und anderer Organisationen verwendet wird und der mit den Sentinel-Satelliten des gerade im Aufbau befindlichen europäischen Copernicus-Programms fortgeführt werden soll.

Raumfahrt sei dabei Mittel zum Zweck und müsse direkt oder indirekt einen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Nutzen bringen: „Satelliten helfen, Standorte für Windräder optimal festzulegen oder unterstützen bei der Hochwasserkartierung, um den Hilfskräften einen schnellen Überblick zu verschaffen. Weitere Effekte sind unter anderem die Resultate der Global Change-Forschung, aber auch Innovation und die Entwicklung neuer Märkte“, betonte Dr. Gerd Gruppe, DLR-Vorstand für das Raumfahrtmanagement, in einer Podiumsdiskussion mit Vertretern anderer Raumfahrtagenturen.

Auch die optische Fernerkundung spielt dabei neben Radarsatelliten eine wichtige Rolle: So soll der deutsche Umweltsatellit EnMAP ab 2018 die Erdoberfläche in über 200 Spektralkanälen abbilden. Mit diesen „hyperspektral“ genannten Daten wird man eine Reihe neuer Anwendungsmöglichkeiten haben, darunter die Erfassung des Pflanzenzustands oder die Unterscheidung verschiedener Mineralzusammensetzungen an der Erdoberfläche.

Für eine effiziente Datenübertragung vom Satelliten zum Boden soll das „European Data Relais System“ (EDRS) sorgen: Dieses System besteht aus geostationären Relais-Satelliten, die die Daten von den auf niedrigen Orbits fliegenden Satelliten über Laserkommunikation empfangen und dann zur Erde schicken. Die Kerntechnologie dabei sind die so genannten Laser Communication Terminals (LCT), die federführend in Deutschland entwickelt und gebaut werden.

Die 36. ISRSE-Konferenz findet zu einem wichtigen Zeitpunkt statt: Die Vereinten Nationen definieren in diesem Jahr eine globale Entwicklungsagenda mit den sogenannten „Sustainability Development Goals“, haben im März den zweiten Hyogo Aktionsplan mit dem Ziel beschlossen, weltweit die Schäden von Katastrophen zu reduzieren, und richten vom 30.11. bis 11.12.2015 in Paris die nächste Weltklimakonferenz aus, um über ein Kyoto-Nachfolgeabkommen zu entscheiden. Auch ein globales Waldschutzprogramm ist geplant. Bei all diesen Themen spielt Erdbeobachtung eine wichtige Rolle als Lieferant einzigartiger globaler und aktuellster Daten unserer Erdoberfläche. „Wenn der Kongress dazu beiträgt, dass diese Daten und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die darauf beruhen, auch langfristig und mit hoher Qualität verfügbar sind und in den internationalen Aktivitäten mehr und mehr genutzt werden, dann wäre das ein gutes Ergebnis“, sagte DLR-Vorstandsvorsitzender Wörner abschließend.

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