Forschen für die Zukunftsstadt

Dynaklim: Wetterextreme und Wasserwirtschaft

Emscher-Lippe-Region: Der Großstadtraum zwischen Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg ist der zentrale Teil des Ruhrgebietes und einer der am dichtesten besiedelten Wirtschaftsräume Europas. 3,8 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet der Flüsse Emscher und Lippe. Das Klima wird künftig von nassen, mäßig kalten Wintern und heißeren, trockenen Sommern mit häufigen Starkregenfällen geprägt sein. In den Flussgebieten von Emscher und Lippe wird die mittlere Jahrestemperatur um 2 bis 3,5 Grad Celsius bis 2100 steigen. Der Jahresniederschlag wird sich zunehmend vom Sommer in den Winter verlagern.

Ende des Jahrhunderts soll die mittlere Jahrestemperatur in der Emscher-Lippe- Region um bis zu 3,5 °C höher liegen als heute. Außerdem rechnen Experten mit mehr Niederschlagsmengen, wobei es im Sommer weitaus seltener, dafür im Winter häufiger regnen wird. Diese Veränderungen werden sich spürbar auf den Wasserhaushalt und damit auf die Lebensbedingungen der Menschen sowie auf Sicherheit, Qualität und Kosten der Wasserver- und entsorgung auswirken. Im Rahmen von Dynaklim wurde von 2009 bis 2014 ein interdisziplinäres Netzwerk aufgebaut, das neben einer Vielzahl von Pilotprojekten auch einen erfolgreichen Katalog an Anpassungsmaßnahmen („Roadmap 2020“) entwickelt hat.

Viele Orte in Deutschland müssen vermehrt damit rechnen, dass Straßen, Plätze und Keller nach sommerlichen Starkniederschlägen überflutet werden. Das Problem: Den Kommunen fehlt das Geld, um ausreichend vorzusorgen. Unter dem Namen „Wassersensible Stadtentwicklung“ hat Dynaklim mit einem Netzwerk aus unterschiedlichen Akteuren Leitlinien entwickelt, mit denen flexible und bezahlbare Vorkehrungen getroffen werden können. In Pilotgebieten wurden besonders gefährdete Orte identifiziert und die Entwässerungen angepasst. Ein konkretes Ziel: das Wasser auf der Oberfläche abzuleiten, nicht im nächsten Kanaldeckel verschwinden zu lassen, sondern es im öffentlichen Bereich zwischenzuspeichern, etwa in Grünflächen oder Parks.

So soll in einer überflutungsgefährdeten Straße in Duisburg etwa das Regenwasser zu  einer bestehenden Freifläche geführt werden. An dieser Stelle befindet sich ein Skatepark, der tiefer gelegt wird. So kann nach der Vertiefung Wasser bis zu einem Gesamtvolumen von rund 750 m3 zwischengespeichert und eine Überflutung der Straße verhindert werden.

In einem weiteren Projekt widmete sich Dynaklim dem Problem der Überhitzung in städtischen Räumen. Befeuert wird das Phänomen durch die dichte Bebauung, mangelnde Vegetation und der Versiegelung der Böden. Es fehlt gespeichertes Wasser, das bei Hitze verdunsten und die Atmosphäre kühlen kann. Unter dem Stichwort „Hitzeangepasste Stadtstrukturen“ wurden Maßnahmen beschrieben, die von der Auflockerung der Bebauung über die Schaffung von Wasserflächen bis hin zur Begrünung alter Industriebrachen reichen. Unter anderem wurde ein Bodeninformationssystem (URBIS-ER) entwickelt, um Bodenkühlungspotentiale für Teile des Ruhrgebiets ausfindig zu machen.

Überprägte Böden wurden umgebaut und wieder durchlässig gemacht, so zum Beispiel im Stadtgebiet Bottrop. Gerade letzteres Beispiel zeigt, dass Anpassungsmaßnahmen nur in Zusammenarbeit verschiedener Ämter möglich sind: Eine verdichtete Stadt mit kurzen Wegen ist wünschenswert im Hinblick auf Klimaschutzaspekte, weniger Bodenversiegelung und mehr Grün kommen indes der Klimaanpassung zugute. Das Projekt Dynaklim gilt als besonders erfolgreich, weil die erforderlichen Bündnisse aus Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft der Region Emscher-Lippe- Ruhr auch heute noch nach der Förderzeit aktiv sind. Die „Roadmap 2020“, die kontinuierlich fortgeschrieben wird, gilt inzwischen als Referenzprojekt für Klimaanpassung und wurde in das Programm einer landesweiten KlimaExpo 2022 aufgenommen.

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