Wind-Halbjahresbilanz zufriedenstellend

Starker Windkraft-Zubau könnte PV-Schwäche kompensieren

Zwar sind im ersten Halbjahr deutlich weniger Windkraftanlagen als im Vorjahreszeitraum installiert worden, für 2015 hoffen der Bundesverband Windenergie und VDMA Power Systems dennoch auf insgesamt 4000 MW neu installierte Leistung. Dies geht aus den Halbjahreszahlen hervor, welche die beiden Verbände am 30.07.2015 in Berlin unter der Überschrift „Verschnaufpause für die deutsche Windindustrie“ vorgelegt haben.

Die Onshore-Windenergie an Land zeigt im ersten Halbjahr mit einem Zubau an Windenergie-Leistung von netto rund 1.093 Megawatt einen Rückgang um ein Drittel (34 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit dem Rekordwert von 1.659 Megawatt. Trotzdem prognostizieren die Verbände für das Gesamtjahr 2015 4 GW Zubau. Die Klimaziele würden so erreichbar. Doch die Hersteller seien von den starken Auf- und Abschwüngen des Marktes belastet. Sie setzen auf einen Rahmen, der künftig einen kontinuierlichen Ausbau gewährleiste. Das erste Halbjahr 2015 sei aber immer noch das zweitbeste der Geschichte der Windenergie in Deutschland gewesen.

VDMA Power Systems erwartet ein starkes zweites Halbjahr 2015 und einen Jahreszubau von netto 4.000 bis 4.500 Megawatt Leistung. Das ergebe eine Gesamtleistung der Windenergie an Land von mindestens 42.000 Megawatt am Ende des Jahres. Ausschlaggebend seien laut Bundesverband Windenergie drei drohende Restriktionen in 2016:

  1. setze die im EEG verankerte Degression der Vergütung ein.
  2. schaffe die bei negativen Strompreisen über einen längeren Zeitpunkt ausgesetzte Vergütung ab dem kommenden Jahr zusätzliche Unsicherheit.
  3. ziehe das Zinsniveau wieder an.

„Die Transformation im Strommarkt schreitet voran. Die kostengünstige Windenergie hat weiterhin große Ressourcen. Sie ist, wie der weitere Ausbau der Bioenergie und der Solarenergie, unerlässlich um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Zudem gilt es, die bislang stiefmütterlich behandelten Sektoren Mobilität und Wärme stärker in den Blick zu nehmen. Diese müssen für erneuerbare Energien geöffnet werden. Ein dynamischer Ausbau der Windenergie an Land und ein barrierefreier Zugang in Richtung Mobilität und Wärme werden dazu beitragen, dass die international vereinbarten Gesamtziele der Klimapolitik erreichbar sind“, macht Hermann Albers, Präsident des Bundesverband Windenergie, (Foto Mitte li.)  deutlich.

„Die deutsche Windindustrie ist mit einem starken Heimmarkt und einer Exportquote von bis zu 60 Prozent gesund. Der Weltmarkt wächst von einem Niveau von 50.000 Megawatt in 2014 jährlich um etwa 5 Prozent. In Deutschland gefertigte Anlagen machen ein Fünftel der 2015 global installierten Leistung aus. Doch der Ausbau von Windenergie an Land muss sich auch in Deutschland künftig gleichförmig entwickeln. Denn die Windturbinenhersteller und ihre gesamte Lieferkette sind belastet durch den ständigen Wechsel zwischen Phasen der Investitionszurückhaltung wegen unsicherer künftiger Rahmenbedingungen und Phasen mit Schlussverkaufsstimmung durch Vorzieheffekte“, sagt Matthias Zelinger (Foto Mitte re.), Geschäftsführer von VDMA Power Systems. „Dafür sollten die Volumina für Ausschreibungen ab dem Jahr 2017 geglättet werden und den durchschnittlichen Abbau über einen längeren Zeitraum berücksichtigen.“

Bei den Grünen fordert man im Sinne der Energiewende verlässliche Rahmenbedingungen und verweist auf mögliche Vorzieheffekte angesichts des erwarteten starken Windkraftausbaus in diesem Jahr. ‚Die gute Prognose für das Jahr 2015 darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Windenergie aufgrund der Pläne von Minister Gabriel durch die drohenden Ausschreibungen und ausfallende Finanzierung bei negativen Strompreisen unsicheren Zeiten entgegensteuert. Wir beobachten für 2015 vielmehr einen ‚Schlussverkaufseffekt‘ bei der Windenergie – ähnlich wie bei der Photovoltaik in den Jahren 2011 und 2012. Wir brauchen jedoch auch in den nächsten Jahren einen kontinuierlichen, kraftvollen Ausbau der Windenergie an Land aber auch der Photovoltaik um unsere Ziele zu erreichen und Atom- und Kohlekraftwerke zu ersetzen‘, erklärte Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Die Bundesregierung müsse die Rahmenbedingungen so setzen, dass der Ausbau nicht gefährdet werde und auch Bürgerenergieprojekte weiter möglich seien. „Ausschreibungen sind hierfür kein geeignetes Instrument, die Spielräume des EU-Beihilferechts müssen voll ausgeschöpft werden“, so Verlinden weiter.

Sandra Enkhardt in pv magazine: „Die Bundesregierung hatte für die Windkraft an Land und die Photovoltaik (deren Zubau in Deutschland dagegen auf historischen Tiefstwerten verharrt), im EEG ein jährliches Zubauziel von 2500 MW festgeschrieben. Die Photovoltaik verfehlte mit rund 1900 MW neu installierter Leistung bereits im vergangenen Jahr dieses Ziel. Auch in diesem Jahr wird es aller Voraussicht nicht erreicht werden. Bis Ende Mai lag die Gesamtleistung der neu in Betrieb genommenen PV-Anlagen bei etwas mehr als 400 MW. Wenn die Bundesnetzagentur auch die Zubauzahlen für Juni vorlegt (siehe solarify.eu/juni-2015-nur-955-mw-pv-zubau), könnte Wie schon im Vorjahr ein stärkerer Zubau bei der Windkraft an Land die Schwäche bei den PV-Installationen kompensieren.“

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