Anti-Dreckschleuder

England baut erstes Kraftwerk mit negativen Emissionen

Jenseits des Kanals könnte bald das erste Kraftwerk entstehen, das CO2 absorbiert statt es auszustoßen. Englands größter Stromanbieter Drax will seine Produktion auf Erneuerbare Energien aus Biomasse umstellen. Bald könnte das erste Kraftwerk der Welt mit negativer CO2-Bilanz ans Netz gehen, so das Webportal WIRED.

Das Drax-Kohlekraftwerk im nordenglischen Selby deckt zwar allein rund sieben Prozent des Energiebedarfs des Landes, gilt allerdings auch als große Kohlendioxid-Schleuder und wurde dafür schon häufig von Umweltschützern kritisiert. Nun könnte ausgerechnet das einstige Schadstoffmonster zum Vorreiter der Energiewende werden, zitiert WIRED den  New Scientist.  Drax arbeite schon seit einigen Jahren an der Umstellung auf erneuerbare Energien, investiere dafür Millionensummen und wolle Strom künftig komplett aus Biomasse produzieren.

Der New Scientist (Übersetzung):

„Es ist das Traum-Szenario für den Kampf gegen den Klimawandel: ein Kraftwerk, das negative Emissionen liefert. Das riesige Drax-Kohlekraftwerk in Yorkshire ist mit seinen 12 Kühltürmen einer der weltweit größten Emittenten von Treibhausgasen: Rund 23 Millionen Tonnen Kohlendioxid jedes Jahr, dabei bis zu einem Zehntel der britischen Elektrizität. Seine Besitzer planen nun, Kohle durch Holzpellets zu ersetzen und die Emissionen zu beseitigen. Der Mega-Verursacher könnte also eines Tages zum weltweit größten Industrie-Absorber von CO2 werden. Insgesamt 7 Millionen Tonnen Pellets werden nächstes Jahr den Atlantik überqueren. Nur etwa 5 Prozent der Drax-Biomasse stammt aus Großbritannien, vor allem Stroh und Miscanthus.

Als Nächstes kommt die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS). Noch in diesem Jahr erwartet die britischen Regierung den Startschuss für das 500-Millionen-Pfund-White Rose Projekt von Drax, das ab 2020 zwei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr von einem neuen Kraftwerk abscheiden könnte, das Kohle und Biomasse verbrennt, und es durch eine 165 Kilometer lange Pipeline leiten, wo es unter der Nordsee gespeichert werden soll. Wenn das CCS läuft, wird das Weiße Rose-Projekt den Drax-Strom für rund 600.000 Wohnungen CO2-negativ  machen. Die Pipeline wird groß genug werden, um den Großteil des bei Drax künftig erzeugten und abgeschiedenen Kohledioxids aufzunehmen.

Die dringlichste Frage jetzt sind die Kosten der CO2-Emissionen während der Herstellung der Biomasse. Drax sagt, es würden nur 14 Prozent der Emissionen für Holzernte, Verarbeitung und Transport im Vergleich zur Verbrennung von Kohle. Drax behauptet weiter, der gesamte durch Verbrennen des Holzes emittierte Kohlenstoff werde durch Anpflanzung neuer Bäume wieder eingefangen.

Doch Timothy Searchinger, ein Umwelt-Analyst der Princeton University, sagt, aufgrund der Zeitverzögerung während neue Bäume wachsen und CO2 aufnehmen, werde sich die Rate der globalen Erwärmung mehrere Jahrzehnte lang erhöhen. Thomas Gasser vom Klima- und Umweltwissenschaft-Labor in in Gif-sur-Yvette, Frankreich, unterstützt die Entwicklung von Negativ-Emissionen-Techniken, fügt aber hinzu, dass viel mehr getan werden müsse. ‚Drax ist keine Wunderlösung, die uns davon enthebt, in einen weniger kohlenstoffbasierten Energiemix und in Richtung Reduzierung des Gesamtenergiebedarfs umzuschalten.'“

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