325 Meter über dem Urwald

Klima-Messturm ATTO in Brasilien eingeweiht

Die Pressemitteilung des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie hat zwei Ortsangaben – neben „Mainz“ vor allem die zweite: „S 2° 08′ 45.13“ W 59° 00′ 20.12″“, denn dort, 150 Kilometer nordöstlich von Manaus, im dichtesten brasilianischen Regenwald, steht das Amazonian Tall Tower Observatory – kurz ATTO. Nach einem Jahr Bauzeit wird der Klima-Messturm, mit 325 Metern genau einen Meter höher als der Eiffelturm, am 22.08.2015 eröffnet.

ATTO ist ein deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt, an dem das Max-Planck-Institut für Chemie, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie, das brasilianische Bundesinstitut für Amazonasforschung INPA (Instituto Nacional de Pesquisas da Amazônia) und die Universität des Staates Amazonas UEA (Universidade do Estado do Amazonas) beteiligt sind.

Hoch über den Wipfeln der Urwaldbäume werden moderne Messgeräte täglich Daten über Treibhausgase, Aerosolpartikel, Wolkeneigenschaften, Grenzschichtprozesse und den Transport von Luftmassen sammeln. „Mit ATTO erreichen wir einen Meilenstein in der Erforschung des Erdsystems. Alle Daten, die wir an diesem neuen Messturm generieren, fließen in Modelle zur Vorhersage der Klimaentwicklung ein“, macht Ferdi Schüth, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, mit Blick auf die Einweihung deutlich. Damit, so Schüth, werden die ATTO-Messergebnisse künftig auch der Politik helfen, umweltpolitische Regelungen und globale Klimaziele weiterzuentwickeln.

„Mit ATTO haben wir ein weltweit einzigartiges Referenzlabor für die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen tropischen Regenwäldern und der Atmosphäre geschaffen. Mithilfe der Daten werden wir einen großen Fortschritt bei der Darstellung der tropischen Regenwälder in meteorologischen sowie Erdsystemmodellen erreichen. Es wird zukünftig möglich sein, viel detailliertere Wettervorhersagen und Klimaprognosen zu erstellen“, erklärt INPA-Wissenschaftler Antonio Manzi, der brasilianische Koordinator des ATTO Projekts.

Rodrigo Souza, Professor an der UEA, betont: „Über das ATTO-Projekt kommen brasilianische und internationale Wissenschaftler zusammen und tauschen ihr Fachwissen aus. Weil davon auch Studenten profitieren, ist dies ein großer Gewinn für die brasilianische Fachcommunity, insbesondere für die Partner in Amazonien.“

Folgt: Die Vorzüge des Regenwald-Standortes