Flüchtlinge machen dicke Luft

Satellitenmessungen belegen effektive Wirtschaftssanktionen im Iran

Für die drastische Veränderung des NOx-Ausstoßes im Iran machen die Forscher die 2010 von den Vereinten Nationen deutlich verstärkten Sanktionen verantwortlich. Dadurch fiel 2013 und 2014 nicht nur das zuvor hohe Bruttoinlandsprodukt um sechs Prozent, auch die Emissionswerte lagen 2014 deutlich niedriger als vier Jahre zuvor. Sichtbar wurde auch, dass die Emissionen des für den Erdöltransport wichtigen iranischen Schiffsverkehrs deutlich sanken. „Wir haben anhand der Satellitenmessungen gesehen, dass die Wirtschaftssanktionen im Iran seit 2010 sehr effektiv waren“, sagt Jos Lelieveld. Seine Gruppe wird die Emissionswerte im Iran künftig beobachten, wenn die UN-Sanktionen aufgehoben werden.

Auch die Wirtschaftskrise in Griechenland lässt sich in den NOx-Emissionen ablesen. So sanken die Emissionen seit 2008 um 40 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel das Bruttoinlandsprodukt jährlich um fünf Prozent.

Luftqualitäts- und Klimamodelle arbeiten mit pauschalen Emissionstrends

Dass die NO2-Emission in vielen Ländern stark mit der Wirtschaftsleistung zusammenhängt, überrascht nicht sonderlich. Denn NOx entstehen zwar auch auf natürliche Weise, werden aber in erster Linie bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch Industrie und Verkehr freigesetzt. Vor allem NO2 kann Erkrankungen der Atemwege hervorrufen. Generell tragen NOx maßgeblich zur Bildung von Ozon und Feinstaub in der Troposphäre bei und spielen eine Rolle beim  Klimawandel.

„Stickoxid-Emissionswerte fließen in globale Luftqualitäts- und Klimamodelle ein“, sagt Jos Lelieveld. Bisher werden NOx-Werte zumeist langfristig aus dem wirtschaftlichen Status eines Landes beziehungsweise seinen Kohlendioxid-Emissionen vorhergesagt. So geht beispielsweise ein Szenario (RCP8,5) im Bericht des Weltklimarates IPCC davon aus, dass die NOx-Emissionen im Nahen Osten zwischen 2005 und 2030 um zwei Prozent pro Jahr ansteigen. Die aktuelle Studie der Mainzer Forscher zeigt nun, dass solche pauschalen Prognosen nicht mehr zutreffen, wenn in  Ländern gravierende Krisen ausbrechen oder im besten Fall bei der Reinhaltung der Luft erfolgreich sind.

Über die Satellitenmessung

Die Daten, welche die Mainzer Wissenschaftler auswerteten, stammen vom so genannten Ozon Monitoring Instrument, kurz OMI, das als holländisch-finnische Kooperation auf dem Satelliten Aura der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA die Erde umkreist. Es erlaubt anhand des gemessenen Spektrums des von der Erde reflektierten Sonnenlichts die Bestimmung des Ozongehalts der Atmosphäre sowie weitere Spurengase wie NO2. Die räumliche Auflösung, mit der OMI täglich die Erde vermisst, beträgt bis zu 13 mal 24 Kilometer. (SB/PH)

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