Braunkohle-Käufer gesucht

Vattenfall stellt gesamte deutsche Braunkohlesparte ins Schaufenster

Ade Braunkohle! Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat in der Financial Times eine Verkaufsanzeige aufgegeben, in der er sämtliche deutschen Braunkohle-Tagebaue und -kraftwerke (inklusive Wasserkraft) gegen Bares andient. Die Brandenburger Tagebaue Jänschwalde, Welzow-Süd und Cottbus-Nord, das Kraftwerk Schwarze Pumpe und der sächsische Standort Boxberg stehen damit zum Verkauf. Vattenfall zieht sich damit größtenteils aus Deutschland zurück.

Das gab das Unternehmen am 22.09.2015 in Stockholm mittels Pressemitteilung bekannt. Potenzielle Käufer können damit ab sofort ihr Interesse bekunden. In Sachsen und Brandenburg betreibt der Konzern derzeit noch fünf Kohlegruben und drei Kraftwerke mit zusammen rund 8.000 Arbeitsplätzen. Ein weiteres Kraftwerk, Lippendorf im Landkreis Leipzig, gehört den Schweden zusammen dem Karlsruher Energiekonzern EnBW. In der Mitteilung werden alle Kauf-Interessenten aufgefordert, ihre Angebote einzureichen.

Aus der Pressemitteilung von Vattenfall: „Potenzielle Bieter sind ab sofort eingeladen, ihr offizielles Interesse an Vattenfalls deutschen Braunkohleaktivitäten abzugeben – das Herantreten an den Markt ist ein wesentlicher Schritt Braunkohle-Verkaufsprozess und bei der Umstellung des Energieerzeugungsportfolios. Vattenfall hat am 22. September eine Anzeige in der Financial Times veröffentlicht, um formal an den Markt heranzutreten.  Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie bei der Umstellung des Erzeugungsportfolios. Die geplante Veräußerung umfasst das gesamte Geschäft der Braunkohleverstromung und des Braunkohletagebaus von Vattenfall in Deutschland, also die Kraftwerke Jänschwalde & Schwarze Pumpe in Brandenburg und Boxberg & den Block R der Anlage Lippendorf in Sachsen sowie alle dazugehörigen Tagebaubetriebe in der Lausitz (Jänschwalde, Nochten, Reichwalde,Welzow-Süd und Cottbus Nord).“

Auch Wasserkraftwerke stehen zum Verkauf – angeblich schon zwei Interessenten

Vattenfall will mit dem gleichen Paket seine Anteile an zehn Wasserkraftwerken in der Nähe von Braunkohlemeilern loswerden. Fernwärme, Windkraft und Stromhandel will Vattenfall behalten – vorerst. Bereits im Juli hatte Vattenfall-Vorstand Zeiß am Rande einer Belegschaftsversammlung im Kohlekraftwerk Jänschwalde den Verkauf angekündigt. Die Unterlagen der Interessenten sollten demnach im September vorliegen, bis Mitte 2016 soll alles abgewickelt sein. Angeblich gibt es zwei Interessenten für die fünf Tagebaue und vier Kraftwerke in Brandenburg und Sachsen.  Die beiden Landesregierungen fordern von einem neuen Eigentümer Standortgarantien.

Vattenfall-Hall: Deutschland ist und bleibt ein Kernmarkt

„Die Veräußerung unseres Braunkohlegeschäfts ist ein wichtiger Schritt zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens“, sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall und bekräftigte, dass Deutschland für Vattenfall ein Kernmarkt bleiben werde. „Wir haben dort mehr als drei Millionen Endverbraucher als Kunden, ein ehrgeiziges Investitionsprogramm für unser Wärmegeschäft, ein erfolgreiches Netzegeschäft in Berlin, eine professionelle Großhandelseinheit und unsere Aktivitäten im Bereich Windenergie.“

Grüne und Umweltverband skeptisch

Annalena Baerbock, Grüne Bundestagsabgeordnete aus Brandenburg und Sprecherin für Klimapolitik der Bundestagsfraktion sieht laut RBB die Verkaufsanzeige als Zeichen für die verzweifelte Lage des Unternehmens: „Niemand will die dreckige Kohle haben“, sagte sie in einer Mitteilung. Ihrer Meinung nach sollte Vattenfall die Kohleverstromung geregelt auslaufen lassen. Das findet auch die grüne Landtagsfraktion in Brandenburg. Heide Schinowsky forderte Vattenfall auf, sich nicht aus der Lausitz zurückzuziehen. „Das Unternehmen sollte ein verantwortungsvolles Umsteuern in der Brandenburger Energiepolitik aktiv begleiten.“ Vattenfall werde beim Umbau der Energiebranche in der Lausitz gebraucht.

Der Umweltverband Grüne Liga häte die Verkaufschancen nicht für sehr gut. Die langfristigen Folgekosten des Tagebaus seien angesichts der Diskussion um die Sulfatbelastung der Spree nicht kalkulierbar, sagte René Schuster, der Braunkohleexperte des Vereins. Auch politische Entwicklungen wie das für Frühjahr 2016 angekündigte Strommarktgesetz und die Debatte um die Klimaschutzziele für 2030 könnten den Verkauf weiter verzögern und die Preise drücken, so Schuster.

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