Königsweg für Bioenergie?

Sehr unterschiedliche Einschätzungen in der Wissenschaft

In Berlin gibt es ihn wirklich – den Königsweg – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Für einen erfolgreichen Umstieg auf Erneuerbare Energien ist die Bioenergie in Deutschland eine wichtige Stütze. Allerdings bestehen in der Wissenschaft zum Teil sehr unterschiedliche Einschätzungen darüber, in welchem Umfang und mit welchen Schwerpunkten die Bioenergie künftig zum Einsatz kommen sollte. Das geht aus der neu erschienenen Metaanalyse „Nutzungspfade der Bioenergie für die Energiewende“ der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hervor. „Die Metaanalyse zeigt, wie die Vorzüge der Bioenergie im Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor künftig verstärkt zur Geltung kommen könnten“, erklärte AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer anlässlich der Veröffentlichung des Papiers im Rahmen des Forschungsradars der AEE.

Angesichts der dynamischen Entwicklung in den vergangenen Jahren stellt sich die Frage nach den künftigen nachhaltigen Nutzungspotenzialen der Bioenergie für Strom, Wärme und Kraftstoffe. Sowohl für Rohstoffe aus der Land- wie auch aus der Forstwirtschaft gilt, dass die Flächen für den Biomasseanbau und die Verfügbarkeit von Reststoffen begrenzt sind. Nicht zuletzt aufgrund der Frage der Flächenverfügbarkeit ist der Stellenwert, den die Bioenergie für die Energiewende spielen soll, umstritten. Die Nutzung von Energiepflanzen für die Bereitstellung von Strom, Wärme und Kraftstoffen wird in Politik und Zivilgesellschaft kontrovers debattiert.

Für die Metaanalyse wurden zwölf unterschiedliche Publikationen im Hinblick auf ihre wesentlichen Annahmen und Ergebnisse zu den künftigen Nutzungspfaden der Bioenergie in Deutschland ausgewertet. Zu den betrachteten Studien gehören einerseits umfassende Energie- und Klimaschutzszenarien und andererseits Studien mit Fokus auf bestimmten Anwendungen wie dem Strom- oder dem Verkehrssektor.

Die Metaanalyse zeigt, dass der Biomassenutzung in vielen Studien insgesamt noch ein deutliches Steigerungspotenzial zugesprochen wird. Für die verstärkte Nutzung der Bioenergie kristallisieren sich laut der Metaanalyse zwei Hauptströmungen heraus:

  1. Zum einen liegen Studien vor, welche die Bioenergie vorrangig zur Stromerzeugung in flexiblen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) betrachten. Die Bioenergie kann demzufolge ihre Stärken zum Ausgleich der fluktuierenden Stromproduktion aus Windkraft- und Solaranlagen voll zur Geltung bringen.
  2. Andere Studien haben stärker die Biokraftstoffe im Blick, vor allem weil es in bestimmten Bereichen, etwa bei schweren Nutzfahrzeugen sowie im Flug- und Schiffsverkehr, an Alternativen für eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien mangelt.

Weitgehend Einigkeit herrscht in den analysierten Studien darüber, dass die traditionelle, durch die Holzenergie geprägte Dominanz des Wärmesektors als Nutzungspfad für die energetische Biomassenutzung langfristig zurückgeht.

Unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt

Momentan liegt der Schwerpunkt der Energiebereitstellung aus Biomasse im Wärmesektor. Von den knapp 195 TWh, die 2014 in Deutschland durch Biomasse bereitgestellt wurden, entfielen 113 TWh auf den Wärme-, 32 TWh auf den Kraftstoff- und 49 TWh auf den Stromsektor. Die optimistischsten Studien für den Strombereich sehen die Möglichkeit, die Stromerzeugung aus Biomasse noch um mehr als zwei Drittel auf knapp 83 TWh bis zum Jahr 2030 auszubauen.

Noch weitaus stärker soll die installierte Leistung der Anlagen wachsen, damit sie flexibel betrieben werden und Wind- und Solarenergie optimal ergänzen können. Die Möglichkeiten zur Kraftstoff-bereitstellung werden in der Spitze sogar noch weit höher eingestuft, allerdings gegenüber dem heutigen Stand auf einer veränderten Rohstoffbasis. So greifen die Hersteller von Biokraftstoffen aktuell vor allem auf bewährte Ackerpflanzen wie Raps oder Roggen zurück. Für die langfristige Entwicklung rechnen viele Studien mit neuen Biokraftstoff-Produkten, die aber noch nicht am Markt sind.

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