„Mobilität von morgen ist elektrisch, vernetzt und automatisiert“

Kagermann: „Hohe Erwartungen – Digitalisierung noch größere Herausforderung als Elektrifizierung“

„Mobilität der Zukunft“ hatte Henning Kagermann, Hüttls Kollege im acatech-Präsidentenamt, seinen Vortrag überschrieben: Die sei „elektrisch, vernetzt und automatisiert“. Es stehe für das „Autoland“ Deutschland „viel auf dem Spiel“. Denn „die Mobilität von morgen bringt die fundamentale Transformation einer Kernbranche mit sich. 774.000 Menschen sind in der Mobilitätsbranche beschäftigt. Sie stemmt ein Drittel der gesamten Forschungsinvestitionen unserer Wirtschaft“.

Kagermann, Leiter der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), definierte hohe Erwartungen der Deutschen an die Mobilitätswende:

  • Ökologie und Klimaschutz: Rund ein Fünftel des [[CO2]]-Ausstoßes verursache der Verkehr, 95 % davon vom Straßenverkehr verursacht.
  • Sicherheit: Obwohl Letzterer heute sicherer sei, seien 2014 mehr als 392.000 Personen in Verkehrsunfälle – 9 von 10 wegen menschlichen Versagens – verwickelt gewesen – darunter mehr als 3.300 Todesopfer.
  • Gesellschaftliche Wertschöpfung: Geschätzte 25 Milliarden Euro kosten Staus – direkt oder indirekt, dazu 32 Milliarden die Unfälle.
  • Lebensqualität: Mobilität bedeute auch „Lärm, Luftverschmutzung, Platzmangel, Parkplatzsuche …und viele gute Gelegenheiten, sich zu ärgern“. Mehr als die Hälfte der Deutschen fühle sich vom Verkehrslärm gestört.

Elektromobilität

Kagermann, auch Leiter des Steuerkreises des „Innovationsdialogs“ zwischen der Bundesregierung (BMBF), Wirtschaft und Wissenschaft, erinnerte an die Vorstellungen der Bundesregierung von 2009: „Bis 2020 soll Deutschland zum Leitmarkt mit einer Million Elektrofahrzeugen werden.“ Dieses Ziel habe die NPE im Jahr darauf um zwei weitere ergänzt: „Die deutsche Industrie solle bis 2020 internationaler Leitanbieter werden und bis zu 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.“

Dazu arbeiteten 150 Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in der NPE international vorbildlich zusammen; sieben Branchen – von den Autobauern über den Maschinen- und Anlagenbau bis hin zur Textilbranche – hätten sich auf eine systemische Roadmap verständigt und „leistungsfähige Konsortien sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette gebildet“. Folglich kooperierten die Player der Elektromobilität branchenübergreifend – zu Beginn keine Selbstverständlichkeit.

Kagermann zeigte sich trotz des nach wie vor mageren Umfangs der deutschen Elektromobilität optimistisch: „Wir sind auf gutem Weg zum internationalen Leitanbieter: 29 elektrische Fahrzeugmodelle deutscher Hersteller werden wir bis Ende 2015 auf den Straßen sehen.“ Doch sei dieser Spitzenplatz nur zu behaupten, wenn Deutschland auch internationaler Leitmarkt werde. Aber angesichts von rund 40.000 Elektrofahrzeugen sei noch ein langer Weg zum Leitmarkt. Dazu müssten „wir heute intelligent fördern“. Ohne zeitlich begrenzte monetäre Maßnahmen sei der Aufbau eines Leitmarktes nicht möglich. Kagermann erinnerte an die Ankündigung der Bundeskanzlerin vom Juni, „bis Ende des Jahres weitere Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität in Deutschland zu verabschieden. Das ist wichtig, denn wenn wir nicht bald den Marktaufbau beschleunigen, wird das 1-Million-Ziel schwer zu erreichen sein.“

Folgt: „Im Fokus der technologischen Entwicklung: die Batterie“