Abgas-Skandal: Regierung gängelte TÜV

TÜV Nord greift Bundesregierung scharf an

In der VW-Affäre sind auch die Prüf-Organisationen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Jetzt machte der Technische Überwachungsverein (TÜV) Nord Front gegen die Bundesregierung in Sachen VW-Abgas-Skandal: Laut TÜV-Nord-Chef Guido Rettig sei sie der Automobilindustrie zuwillen gewesen und habe dem TÜV untersagt, die Motorensoftware zu untersuchen. Rettig sagte, man habe lediglich Gesetze befolgt. Gleichzeitig wies der TÜV-Boss im Intervierw mit Daniel Wetzel (Die Welt) Vermutungen zurück („eine abwegige Vorstellung, Unsinn“), die wirtschaftlichen Abhängigkeiten zwischen Autokonzern und Prüfgesellschaften seien sehr eng.

Auf die Frage, warum  die VW-Betrugs-Software zwar in den USA aufgefallen sei, nicht aber dem deutschen TÜV, antwortete Rettig, man habe „leider gesetzlich keinerlei Möglichkeit, Einblicke in die Motorsteuerung und die dort verbaute Software zu nehmen. Aus diesem Grund hatten unsere Sachverständigen keine Chance, die Manipulationen bei Stickoxiden von Dieselfahrzeugen zu erkennen.“ Jahrelang habe man vergeblich darauf hingewiesen, dass die Motorsoftware Teil des Prüfauftrags werden müsse. Die Hersteller hätten gegenüber der Politik behauptet, es handle sich „bei der Motorsoftware um ein Betriebsgeheimnis“. Nicht einmal vom Staat benannten Technischen Diensten, dürfe Einblick gestattet werden. Rettig: „Die zuständigen Bundesministerien sind dem leider gefolgt“.

Die Überwachungsvereine überprüfen also Motordaten, von denen sie laut dem TÜV-Chef „nicht wissen, woher sie stammen und wie sie zustande gekommen sind“ (Wetzel). Man habe die Abläufe im eigenen Hause kritisch überprüft und „auf unserer Seite keinerlei Fehlverhalten oder fehlerhafte Prozesse festgestellt“. Andererseits habe man „immer darauf hingewiesen, dass sich die Ergebnisse auf dem Rollenprüfstand zum Teil deutlich von den im Straßenverkehr gemessenen Echtwerten unterscheiden“. Der TÜV habe das Portable Emissions Measurement System mit dem man Abgas-Untersuchungen im laufenden Betrieb auf der Straße realistisch messen könne, mit entwickelt.

Verwundert äußerte sich Rettig über die jüngsten VW-Äußerungen zu geschönten [[CO2]]-Werten in Benzinern. „Wir haben Rollenprüfstände, Verfahren und Ergebnisse noch einmal überprüft und können keine fehlerhaften [[CO2]]-Messungen bestätigen: Weder bei uns noch bei VW“, sagte der TÜV-Manager. „Es ist für mich ein absolutes Rätsel, wo VW Abweichungen festgestellt haben will.“

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