„Wendelstein 7-X“ betriebsbereit – Betrieb wird erlaubt

Vorbild Sonne

Zunächst ist Klinger zufrieden: Es sei gelungen, die Magnete im 16 Meter großen Vakuum-Ring der 725 Tonnen schweren, hochkomplizierten Anlage „so präzise zu bauen, dass die Annahmen komplett erfüllt sind.“ Im Inneren der Sonne fusionieren vier Wasserstoffkerne jeweils zu einem Heliumkern. Dabei werden pro Kilogramm erzeugten Heliums 630 Terajoule Energie frei. Aus 567 Millionen Tonnen Wasserstoff werden pro Sekunde 563 Millionen Tonnen Helium. Ein 1-GW-Kernkraftwerk muss dafür eine Woche lang laufen. Die Sonne erzeugt pro Sekunde 6000 Megatonnen Helium aus Wasserstoff bei einer Temperatur von 15 Millionen Grad und einem Druck von mehr als 100 Millionen bar (1016 Pascal).

100 Millionen Grad

In Greifswald wollen die Forscher extrem dünnen Wasserstoff kurz vor den Fusionspunkt bringen, indem sie ihn mit 100 Millionen Grad durch den luftleeren Magnetring strömen lassen. Dessen supraleitende Spulen müssen, um den Wasserstoff in der Schwebe zu halten, auf minus 270 Grad, nahe dem absoluten Nullpunkt, gekühlt werden, wie Klinger erklärt. Da der im Sonneninneren herrschende Druck auf der Erde nicht erzeugt werden kann, müssen höhere Temperaturen (100 Millionen Grad) erzeugt werden, um die Verschmelzung zu ermöglichen. Dies besorgt eine Mikrowellenheizung. Energie wird „Wendelstein 7-X“ allerdings zunächst noch nicht erzeugen, räumt Klinger ein.

[note Wendelstein 7-X soll laut IPP Greifswald die Kraftwerkstauglichkeit von Fusionsanlagen des Typs „Stellarator“ demonstrieren. Wendelstein 7-X wird nach der Fertigstellung die weltweit größte Fusionsanlage dieses  Typs sein. Zum Beweis der Kraftwerkseignung wird sie ein optimiertes Magnetfeld für den Einschluss des Plasmas testen. Es wird von einem System aus 50 speziell geformten, supraleitenden Magnetspulen erzeugt – das technische Kernstück der Anlage. Dieser Aufbau aus Einzelspulen erlaubt es, das Magnetfeld im Detail zu formen. Mit großem Theorie- und Rechenaufwand wurde es für Wendelstein 7-X so optimiert, dass die Nachteile früherer klassischer Stellaratoren überwunden werden. Der Vorgänger Wendelstein 7-AS (1988 – 2002), die erste Anlage dieser neuen Generation der „Advanced Stellarators“, unterwarf Elemente des Konzepts einem ersten experimentellen Test.]

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