Erwartungen an COP21

Auf Umwegen zum gemeinsamen Ziel

Bei der Pariser Klimakonferenz muss sich die Weltgemeinschaft auf verbindliche Ziele einigen, um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Anders als bei früheren Gipfeln ist ein Kompromiss diesmal etwas wahrscheinlicher. Mit freundlicher Genehmigung von Werner Eckert, SWR-Umweltredaktion

Rund 150 Staaten haben jetzt schon eigene Pläne für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel vorgelegt. Das ist ein Erfolg von Paris – bevor die Konferenz dort überhaupt begonnen hat. Noch nie gab es einen so umfassenden Anlauf, die Temperaturerhöhung zu stoppen. Auch die großen Schwellenländer wie China und Indien übernehmen damit erstmals Verantwortung für das Problem.

Wissenschaftler haben berechnet: Was in den sogenannten INDCs (den freiwilligen Zusagen der Staaten) aufgeschrieben ist, würde den Temperaturanstieg am Ende des Jahrhunderts tatsächlich von vier Grad und mehr auf 2,7 bis 3,5 Grad drücken – wenn alles eingehalten wird. Die Staaten verfehlen aber zugleich das Ziel, das sie sich selbst verordnet haben: nämlich alles zu tun, um maximal zwei Grad zuzulassen.

INDCs – Nationale Zusagen (Auswahl) für Treibhausgasreduktion
EU: -40% absolut gegenüber 1990 (entsprechend -9,2% gegenüber 2005)
USA: -26 bis 28% absolut gegenüber 2005
Australien: -26 bis 28% gegenüber 2005
Japan: -25,4% absolut gegenüber 2005
China: Die Menge CO2, die benötigt wird, um einen Dollar Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, soll gegenüber 2005 um 60 -65% sinken; ab 2030 oder früher soll der absolute CO2-Ausstoß nicht mehr steigen.
Indien: Die Menge CO2, die für einen Dollar Bruttosozialprodukt emittiert wird, soll gegenüber 2005 um 33-35% sinken; bis 2030 soll die Energie zu 40% aus nicht-fossiler Kraftwerkskapazität (Erneuerbare und Kernkraft) kommen.

Alle tun was – wozu braucht es dann noch einen Vertrag?

Die „freiwilligen Zusagen“ wären ohne den Druck der vergangenen Klimakonferenzen wohl kaum entstanden. Sie bringen die gesamte Welt dazu, einander jedes Jahr neu in die Augen zu schauen und sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Und die einzelnen Staaten werden ihre Pläne auch nur umsetzen, wenn sie das Vertrauen haben, dass die anderen das auch tun. Die Angst vor wirtschaftlichen Verlusten ist sehr groß. Die UN-Verhandlungen schaffen hier im günstigen Fall Vertrauen und den Ausgleich der Interessen und Anstrengungen.

Im Übrigen reichen die Absichtserklärungen, die bisher gemacht wurden, ja eben nicht, um das Problem wirklich zu lösen. Genau das soll jetzt bei der Konferenz sichergestellt werden. Deutschland möchte erneut die sogenannte Zwei-Grad-Grenze für den Temperaturanstieg in dem Abschlusspapier verankert sehen.

Umweltverbänden ist das noch viel zu wenig. Sie wollen, dass zusätzliche, einfachere Zielvorgaben dazu kommen. Etwa einen Passus, dass Industriestaaten bis zur Mitte des Jahrhunderts ihren Strom nur noch mit erneuerbaren Energien gewinnen dürfen (Dekarbonisierung). Das hatten die G7-Staaten zuletzt unter der Leitung von Kanzlerin Merkel bei ihrem Gipfel im bayerischen Elmau so beschlossen. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass das in einem Pariser Abschlusspapier stehen wird.

Geklärt werden muss auch: Nach welchen Regeln werden die weiteren Lasten beim Klimaschutz verteilt, wie wird das Ganze kontrolliert, in welchen Abständen wird Bilanz gezogen und werden die Anforderungen verschärft? Da sprechen sich viele Staaten für Fünf-Jahres-Intervalle aus. Außerdem und eng damit verknüpft, müssen Finanzfragen geklärt werden.

Folgt: Ausreichende Zusagen für Entwicklungsländer?