Grünstrom aus Ouarzazate

Desertec und Dii lassen grüßen

Das Projekt in Ouarzazate auf einer Fläche von 30 Quadratkilometern dient als Referenzprojekt, um einer kohlenstoffarmen und damit klimafreundlichen Zukunftstechnologie zum Durchbruch zu verhelfen – nicht nur für Marokko, sondern auch für andere nordafrikanische Länder. Parallelen zur Desertec-Vision tun sich auf – und Erinnerungen an die zahlreichen Aktivitäten der Desertec Industrie-Initiative (Dii GmbH). Paddy Padmanathan, CEO von Acwa Power (Saudi-Arabien), einer der drei Gesellschafter der Dii GmbH, die heute von Dubai aus die Wüstenstrom-Idee weiter betreibt, hatte denn auch  im Oktober 2015 bei der 6. Dii-Konferenz (ebenfalls in Dubai) auf die Frage eines Weltbankvertreters aus dem Publikum gesagt: „Noor 1 kann als erstes erfolgreiches Dii Projekt bezeichnet werden“. Vier spanische Firmen haben Noor 1 im Auftrag von Acwa Power gebaut und die saudische Firma wird auch bei Noor 2 und 3 als Entwickler und Investor auftreten.Und Dii-Chef Paul van Son – er war auf Einladung der MASEN in Ouazarzate dabei – verwies gegenüber Solarify auf die zahlreichen Gespräche mit MASEN-Präsident Moustapha Bakkoury über Marokkos Pläne zum Ausbau von Sonnen- und Windenergie. Laut van Son „kommen Solar- und Windenergie in Marokko gut voran“.

Die staatseigenen Nareva Holding (Eigentümer: Société Nationale d’Investissement, im Besitz der Königsfamilie) und die italienische Enel Green Power haben in Kooperation mit der Siemens AG das beste Angebot für die Entwicklung eines 850 MW-Windkraftprojekts der staatlichen Wasser- und Elektrizitätswerke Marokkos (ONEE) eingereicht und erhielten am 15.01.2016 den Zuschlag. Das Projekt besteht aus fünf Windparks – „Midelt“ (150 MW), „Tiskrad Tarfaya“ (300 MW), „Tanger II“ (100 MW), „Jbel Lahdid Essaouira“ (200 MW) sowie „Boujdour“ (100 MW). Sie sollen voraussichtlich in den Jahren 2017 bis 2020 in Betrieb genommen werden.

Das Königreich hat nur wenige fossile Energiereserven, produziert derzeit nur 5 Prozent seiner Energie selbst und importiert mehr Strom als jedes andere Land im Nahen Osten und Nordafrika (MENA-Region). Deshalb werden die Erneuerbaren Energien stark ausgebaut. Irgendwann in ferner Zukunft denkt man bei MASEN – ganz im Sinne von Desertec-Ideengeber Gerhard Knies (der seit 2002, damals hielt er einen Vortrag in Tetuan, mit Bennouna an dem Projekt gearbeitet hatte) –  an Stromexport nach Europa. Allein der Solarplan soll rund acht Milliarden Euro kosten.

Marokkos Stromverbrauch steigt derzeit jährlich um rund sieben Prozent. Das liegt nicht nur an der schnell wachsenden Bevölkerung. Auch der steigende Trinkwasserverbrauch treibt den Energiebedarf an. Denn vielerorts ist die Entsalzung von Meerwasser die einzige Lösung.

Noor, 10 km nordöstlich von Ouarzazate, ist mit seinen drei Blöcken (500 MW elektrische Leistung – 170 MW, 200 MW, 130 MW) das größte solarthermische Kraftwerk der Welt. Im Rahmen des marokkanischen Solarplans sollen bis 2020 2.000 MW Solarenergie installiert werden. Block 1 und 2 erzeugen ähnlich der Kraftwerke in Kalifornien und im Süden Spaniens (Andasol) Strom mittels Parabolrinnentechnik (CSP).  Der dritte Block wird als Solarturmkraftwerk gebaut, das durch höhere Dampftemperaturen höhere Effizienz erlaubt. Der vierte, ein PV-Kraftwerk, ist ausgeschrieben.
Internationale Finanzierung: Die KfW unterstützt Marokko im Auftrag des BMZ und des BMUB innerhalb der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) bei diesem Ziel. Die etwa 3,5 Milliarden Euro werden von der der Europäischen Kommission, der Europäischen Investitionsbank (EIB), der französischen Entwicklungsbank (Agence Française de Dévelopement – AFD), der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Weltbank finanziert. Deutschland trägt nach Angaben der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 834 Mio. Euro bei. Auch ein erheblicher Teil der deutschen Entwicklungshilfe für Marokko ist für Erneuerbare Energien vorgehen: 2015 waren das 430 Mio. von insgesamt 485 Mio. Euro.

Marokko sei für das Projekt ausgewählt worden, weil es politisch relativ stabil sei, hieß es. Zudem habe die Regierung in Rabat eigens eine Solarenergiebehörde (MASEN) geschaffen und im Jahr 2012 Maßnahmen für die Abkehr von fossilen Brennstoffen getroffen. Dennoch sind Umweltschützer besorgt über die zur Kühlung benötigten Wassermengen aus dem nahe gelegenen Stausee Mansour Eddahbi angesichts der anhaltende Dürre in der Region.

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