Opel sorgt sich um VW

Ruf des Dieselmotors steht auf dem Spiel

Die Klimaziele für 2020 würden verfehlt, wenn der Verkauf von Diesel-Fahrzeugen zurückgehe, fürchtete Opel-Chef Karl-Thomas Neumann vor kurzem beim Genfer Autosalon. Opel sieht den Imageverlust des Selbstzünders durch die Abgasmanipulationen des Konkurrenten Volkswagen mit Sorge. Alle Hersteller, so Neumann, investierten dreistellige Millionenbeträge, um die schärferen Auflagen einzuhalten – würden aber weniger Diesel verkauft, seien die Ziele in Gefahr.

Der Autoindustrie müsse es gelingen, das Ansehen des Diesel-Antriebs wiederherzustellen. „Der Diesel ist ein sauberer Motor“, sagte Neumann. Aber es werde teurer, die schärferen Vorgaben zu erfüllen. „Da reden wir über viel Geld“, hatte BMW-Chef Harald Krüger im Vorfeld des Genfer Autosalons mit Blick auf die Folgen verschärfter Abgasvorschriften für Dieselmotoren gesagt. „Die Kosten für den Diesel werden steigen“, prognostizierte Fiat-Chrysler-Chef.

Laut Neumann hat Opel seinen deutschen Marktanteil im Februar zwar um einen Prozentpunkt auf 7,7 Prozent gesteigert, 2015 aber insgesamt trotz 1,1 Millionen verkaufter Autos 744 Millionen Euro Verlust gemacht. Dieses Jahr wolle man wesentlich mehr verkaufen, um aus den roten Zahlen zu kommen. Und der europäische Branchenverband Acea gibt ihm Recht: In Europa erwartet er im laufenden Jahr zwei Prozent Absatzzuwachs bei den Verkäufen auf 14 Millionen Fahrzeuge – nach einem Plus von neun Prozent im vergangenen Jahr. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet auch weltweit mit einem ähnlichen Zuwachs. Der VDA hatte kurz vor der Automesse in Genf seine Prognose für China angehoben. „Das wirkt sich auch positiv auf den Pkw-Weltmarkt aus, der 2016 um zwei Prozent zulegen und damit erstmals die 80-Millionen-Marke erreichen wird“, hoffte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

[note VW-Chef Müller beklagte „unfaire“ Medien. Er räumte vor dem Start des Genfer Autosalons allerdings ein, sein Radio-Interview in den USA sei „höchstunglücklich“ gewesen. Mit der darauf folgenden öffentlichen Nachbetrachtung sei er jedoch nicht einverstanden gewesen. Mitte Januar hatte der VW-Boss den Abgas-Skandal als „technisches Problem“ dargestellt. Auf die Frage nach einer moralischen Verfehlung reagierte Müller irritiert und insistierte, der Konzern habe nicht gelogen. Später muss es ihm gedämmert haben, denn VW bemühte sich um eine neue  Interviewaufzeichnung. Müller hatte sich unerklärlicherweise in Widerspruch zum Schuldeingeständnis seines eigenen Konzerns gesetzt. Dadurch wurde seine gesamte US-Reise öffentlich als Misserfolg wahrgenommen – was den VW-Chef nun stört – er selbst hält seine Reise für „richtig erfolgreich“, denn er habe mit Vertretern von US-Behörden konstruktive Gespräche geführt. Allerdings gestand er ein: „Das war ein Fehler von mir“.]

 

Volkswagen gibt inzwischen an, Ex-Chef Winterkorn habe bereits im Mai 2014 eine Notiz über die stark abweichenden US-Abgas-Werte bekommen. Ob er sie zur Kenntnis genommen habe, wisse man nicht. Jedenfalls soll er im Juli 2015 mit Mitarbeitern über das Diesel-Problem gesprochen haben.

VW-Offizielle trafen sich am 03.03.2016 erneut mit US-Behördenvertretern zu Verhandlungen über eine Lösung für die rund 580.000 mit einer verbotenen Software fahrenden US-Dieselautos. Über die Ergebnisse ist nichts bekannt. Die Nachfrage nach Dieselmotoren in Europa ist nach einhelliger Herstellerauskunft bislang ungebrochen. Allerdings war der Absatz in den weniger dieselstarken USA deutlich zurückgegangen. Doch der VW-Abgas-Skandal bringt nicht nur die Diskussion über strengere Vorgaben befeuert. Der Ruf der Branche habe kollektiv gelitten, so Sergio Marchionne, der CEO von Fiat-Chrysler.

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